Der erste Teil der Reihe ging 1990 an den Start.

Foto: Lucasgames

"Mein Name ist Guybrush Threepwood und ich will Pirat werden!" – mit diesen Worten stellte sich der Abenteurer, dessen Name sich wortwörtlich in "Kerlbürste Treibholz" übersetzten ließe, den Piratenkapitänen in der Kneipe auf Melee Island vor. Es sollte der Start in ein Point-and-Click-Abenteuer sein, an dessen Finale der erste große Kampf zwischen dem jungen Helden und seinem künftigen Erzfeind, dem Geisterkapitän LeChuck, stand.

Mit originellen Rätseln und seiner abgefahrenen Geschichte spielte sich das Abenteuer The Secret of Monkey Island von Lucasfilm Games (später: Lucas Arts) in die Herzen der Spielefans. Egal ob der Pirat mit den Hakenhänden, der panische Angst vor Papageien hat, der umtriebige Verkäufer Stan oder die mysteriöse Voodoo-Lady – es waren vor allem die kuriosen Charaktere, die das von Tim Schafer und Ron Gilbert konzipierte und 1990 veröffentlichte Game geprägt und ihm Kultfaktor beschert haben.

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"Du kämpfst wie eine Kuh!"

Doch auch allerlei Aufgaben und ihre unkonventionellen Lösungen sind Spielern heute noch im Gedächtnis. Seien es die Schatzsuche im Wald von Melee Island, die Landung per Kanone oder die unvergessenen Beleidigungs-Fechtduelle. "Niemand wird mich verlieren sehen. Auch du nicht! – Du kannst SO schnell davon laufen?", "Du kämpfst wie ein dummer Bauer! – Wie passend, du kämpfst wie eine Kuh!". Nicht die Führung des Säbels entschied, wer am Ende den Gegner entwaffnete, sondern die schlagfertigsten, wenn auch auswendig gelernten, Konter.

An den Erfolg des ersten Teils schloss bereits ein Jahr später ein ähnlich verehrter zweiter Teil mit dem Untertitel "LeChucks Rache" an. Danach ließ man sich sechs Jahre Zeit, ehe man 1997 schließlich The Curse of Monkey Island an den Start brachte. Der Humor war geblieben, doch die Pixelgrafik wich einem neuen Comic-Stil, der nicht allen Fans gefallen wollte.

Ähnliche Diskussionen provozierte im Jahr 2000 schließlich auch Escape from Monkey Island, das den Schritt ins anbrechende junge Polygon-Zeitalter wagte und dabei auch die Steuerung massiv umkrempelte. Von technischen und grafischen Kontroversen abgesehen transportierte aber auch dieses Spiel den gewohnten Schmäh.

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"Star Wars" statt Piraten

Es sollte allerdings der letzte Teil aus der Feder von Lucas Arts sein. Das klassische Adventure wurde immer mehr zu einem Nischenprodukt, stattdessen konzentrierte sich das Studio zunehmend auf Star Wars. Es dauerte bis 2009, ehe das Unternehmen Telltale Games sich die Lizenz holte und Guybrush in den Tales of Monkey Island auf ein neues Abenteuer schickte.

Dieses fuhr gute, aber nicht rundum begeisterte Kritiken ein, stimmte die Veteranen aber zumindest wieder gnädig. Lucas Arts selbst erkannte das Potenzial und brachte technisch und grafisch überarbeitete Versionen der ersten beiden Teile auf den Markt.

Seitdem ist es um die Reihe still geworden. Eine deutsche Theatergruppe inszenierte ein Stück auf Basis der Piratenerzählung. Und eine Kinoumsetzung unter der Regie von Steven Spielberg war in Planung, wurde aber schon während der Vorproduktion wieder beerdigt.

Schlechte Aussichten

Dass Guybrush Threepwood so schnell wieder auf Enterfahrt gehen wird, darf leider stark angezweifelt werden. Telltale Games wurde mittlerweile vom Pleitegeier heimgesucht. Und was vor der Übernahme durch Disney von Lucas Arts übrig war, wurde mittlerweile endgültig zu einer Lizenzvergabestelle degradiert. Zuletzt wurde der Mitarbeiterstand des Unternehmens mit weniger als zehn Personen ausgewiesen.

Einer der beiden Monkey Island-Väter, Tim Schafer, war schon im Jahr 2000 von Bord gegangen und hatte sein eigenes Studio namens Double Fine Productions ins Leben gerufen. Dieses hat seitdem auch verschiedene Adventures veröffentlicht und Remasters der einstigen Lucas-Arts-Klassiker Grim Fandango, Day of the Tentacle und Full Throttle aufgelegt, doch ein neues Piratenabenteuer scheint nicht in Sicht. 2012 stieß auch Ron Gilbert zum Unternehmen, seitdem sind die beiden Erfinder der Saga wieder vereint.

Rechte wohl immer noch bei Disney

Die Rechte liegen allerdings – weiterhin für neue Produktionen ungenutzt – wohl immer noch bei Disney. 2016 forderte Gilbert Disney öffentlich dazu auf, ihm die Monkey Island-Lizenz zu verkaufen. Das brauchte auch prompt Fans dazu, eine entsprechende Onlinepetition zu starten, die mittlerweile bei über 27.000 Stimmen hält. Doch ein Deal wurde in den vergangenen Jahren nicht verkündet.

Bis es vielleicht einmal so weit ist, beschäftigt man sich bei Double Fine mit der Fortsetzung eines anderen Oldies mit Kultfaktor. Derzeit arbeitet das Studio am zweiten Teil des durchgeknallten 3D-Plattformers Psychonauts.

Wer Monkey Island noch einmal in altem Glanz erleben möchte, muss aber weder die "Special Edition" kaufen noch die Disketten von damals vom Dachboden holen. Denn das Web Archive hat das Spiel in zwei Fassungen seiner beeindruckenden Sammlung DOS-Games hinzugefügt. Dort kann man den Beginn von Guybrush Threepwoods Piratenkarriere sogar im Browser spielen. (gpi, 12.10.2020)