Ein Bild aus besseren Tagen: Aufgrund eines Brandes an der Ostseite des höchsten Berges von Afrika bildet sich eine Rauchglocke, die den sonst weißen Gipfel umhüllt.

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Johannesburg – Eine dicke Qualmwand hat am Montag einen Teil des knapp 6.000 Meter hohen Kilimandscharo umhüllt. Der Großbrand an der Südflanke des Gebirgsmassivs war laut der Nationalparkverwaltung am Sonntagabend ausgebrochen. Augenzeugen berichteten von einer Ausdehnung der weithin sichtbaren Qualm- und Feuerwand Richtung Osten.

"Es qualmt heute auf mehreren Kilometern Breite, und im Morgengrauen war durch die Rotfärbung der Wolken noch deutlich zu sehen, dass es weiter brennt", berichtete der im Umland lebende Deutsche Thomas Becker. "Das müssen sehr große Flammen sein, wenn wir die aus etwa 25 Kilometern Entfernung noch so gut sehen können; glücklicherweise ist es windstill."

Brand in 3.500 Meter Höhe

Auf dem weltweit höchsten freistehenden Berg versuchten Rettungsdienste, das Feuer zu löschen. Noch sei es nicht gelöscht, betonte Pascal Shelutete von Tansanias Nationalparkbehörde am Montag. Zeitgleich würden Ermittlungen aufgenommen, um die Ursache des Feuers zu ergründen. Nach Angaben der Zeitung "The Citizen" halfen Menschen umliegender Gemeinden. Weil der Brand in größerer Höhe ausgebrochen sei, seien die Löscharbeiten aber schwierig.

"Das Feuer brach laut Parkverwaltung auf etwa 3.500 Metern Höhe bei einem Picknickplatz auf der Marangu-Route aus", sagte die Bergführerin Debbie Bachmann kurz vor ihrem Aufstieg mit einer Gruppe von Österreichern, Deutschen und Schweizern. "Die Parkverwaltung hat uns daher geraten, auf eine andere Route auszuweichen, weil das Feuer noch nicht gelöscht ist."

Knochentrocken und heiß

Zurzeit gebe es dort oben zudem kaum Wasser, laut Bachmann sind viele Bäche ausgetrocknet. Obwohl es von Oktober des Vorjahrs bis Juni Niederschläge gab, die deutlich über dem Mittel lagen, betonte auch Becker: "Es ist knochentrocken und sehr heiß für die Jahreszeit; die Temperaturen liegen derzeit in der Ebene im Schnitt um die 34 Grad Celsius und damit über dem jahreszeitlichen Durchschnitt."

Der Kilimandscharo ist mit 5.895 Metern nicht nur Afrikas höchster Berg, sondern auch Tansanias Wahrzeichen. In Studien wurde in den vergangenen Jahren immer wieder die Frage aufgeworfen, ob Veränderungen seiner Schneekappe eine Folge des Klimawandels sein könnten. Jährlich wird er zu normalen Zeiten von zehntausenden Bergsteigern bestiegen. Sie durchqueren zunächst einen Regenwaldgürtel, bevor sie eine Heide- und Moorlandschaft erreichen. Dort ist das Feuer aus noch ungeklärter Ursache ausgebrochen.

Tourismus als Wirtschaftsfaktor

Der Bergsteigertourismus nährt eine ganze Industrie aus Trägern und Dienstleistern, die beim Aufstieg helfen. Obwohl Tansania nach wie vor vergleichsweise einfache Einreisebestimmungen hat, liegt der Tourismus nach Branchenangaben in Corona-Zeiten am Boden. In dem ostafrikanischen Land hängen laut Regierungsangaben etwa 1,6 Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Tourismus ab. (APA, 12.10.2020)