Nicht einmal ein halbes Jahr nach der Premiere gehen am 9. November bei "Crucible" die Lichter aus.

Foto: Crucible

Mit einer Mischung aus einem Third-Person-Shooter und einem Moba wie League of Legends wollte Amazon sich ein Standbein im Markt für Multiplayer-Teamshooter schaffen. Als man das vom Entwicklerstudio Relentless Games entwickelte Crucible im Mai an den Start schickte, war man noch voll der Hoffnung, ein einzigartiges Rezept gefunden zu haben, um gerade während der Pandemie viele Spieler anzusprechen.

Doch der Funke sprang nicht über. Zwar wurde dem Game Potenzial bescheinigt, doch mangelte es vor allem konzeptuell an zu vielen Ecken, um die Spielerschaft bei Laune zu halten. Dass man weitgehend auch noch auf Werbemaßnahmen verzichtete, half ebensowenig. Während das Spielprinzip anderer Teamshooter einfach durchschaubar und schnell erlernbar ist, zeigte sich die Kombination aus "Aufleveln mit Essenz durch erlegte Computergegner" und "Mit den menschlichen Gegnern um Ziele kämpfen" auf mäßig übersichtlichen Karten eher als Hindernis für Newcomer.

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Einen Monat nach dem Start war die ohnehin nie riesige Spielerbasis auf wenige hundert Leute geschrumpft, die gleichzeitig online waren. Und so entschloss sich Amazon zu einem radikalen, wie einzigartigen Schritt. Crucible wurde von der Steam-Plattform zurückgezogen und kurzerhand zurück in die Closed-Beta-Phase geschickt. Mit gründlicher Überarbeitung auf Basis von Spielerfeedback wollte man ein Comeback einläuten.

Überarbeitung gescheitert

Doch auch daraus wird nun nichts. Die Entwickler haben sich nun mit einem "letzten Update" zu Wort gemeldet. Dort kündigt man neben einem finalen Patch, der geplante Features für Custom Games nachrüstet, das Aus für das Projekt an.

Das Feedback der Spieler und die Analyse nicht näher definierter Daten lassen den Schluss zu, dass man keine "gesunde und nachhaltige Zukunft" für Crucible realisieren kann. In anderen Worten: Auch in den letzten Monaten konnte man das Spielkonzept nicht entscheidend reformieren und sieht keine realistische Chance, sich profitabel gegen bereits bestehende Games zu behaupten.

Auch für Custom Games wird es aber nicht mehr all zu viel Zeit geben. Denn schon am 9. November werden die Server abgedreht. Spieler, die Ingame-Käufe getätigt haben, können sich ihre Ausgaben refundieren lassen.

Nächster Anlauf: New World

Wie viel das ein halbes Jahr währende Debakel Amazon gekostet hat, ist nicht bekannt. Es handelt sich aber um Amazons erstes "großes" Videospiel, das fertig wurde, dementsprechend dürfte dafür zumindest ein zweistelliger Millionenbetrag locker gemacht worden sein.

Den nächsten Anlauf nimmt man im Mai 2021. Dann soll das MMORPG New World, das Spieler in eine fiktive Kolonialära mit magischen Elementen transportiert, an den Start gehen. (gpi, 12.10.2020)