Online bestellen und im Shop abholen. Das ist nur eine Variante, wie online und stationärer Handel gut zusammenarbeiten können.

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Der Handel hatte es in den vergangenen Monaten wahrlich nicht leicht. Lockdown, eine begrenzt zugelassene Kundenanzahl im Geschäft, Mund-Nasen-Schutz – all das ist nicht förderlich für die Konsumlaune. Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft ist mit vielen Fragezeichen überzogen. Droht ein zweiter Lockdown? Drohen neue Beschränkungen? Dazwischen gilt es, den Konsumenten bestmöglich abzuholen und die Ware an den Mann bzw. die Frau zu bringen.

"Der stationäre Handel kann dabei viel von Online lernen", erklärt Michael Buchacher, Chef von DMS, einem Unternehmen, das sich als Digitalisierungspartner für Retailbetriebe etabliert hat. Auf Onlineshoppingportalen werden Kunden weitergeleitet, bekommen Empfehlungen und personalisierte Angebote ausgespielt. "All das geht im Geschäft auf der Einkaufsstraße auch", ergänzt Geschäftspartner Oliver Nitz. Mit Bildschirmen, 3D-Sensorik und Computer-Vision-Technologie kann Werbung auch im Geschäft auf die Zielgruppe abgestimmt werden. Das funktioniert weniger kompliziert, als es klingt.

"Steht eine Familie vor einem Korb mit Angeboten, kann das via Sensorik erkannt werden. Der am Korb montierte Bildschirm spielt als Nächstes Angebote aus der Spielzeugabteilung aus", erklärt Buchacher. Steht ein Mann vor Grillern, könnte er aufgrund seines Interesses in die Zubehörabteilung weitergeleitet werden, weil ihm via Bildschirm mitgeteilt wird, dass das Putzzeug für Griller gerade im Angebot ist.

Einkaufserlebnis verbessern

Solche Leitsysteme arbeiten vollkommen anonym. Der Kunde muss dabei keine Daten bekanntgeben. "Das Einkaufserlebnis wird dadurch aber verbessert", sagt Nitz. Denn auch Kunden, die viel umherschauen und offensichtlich etwas suchen, können so erkannt werden, und ein Verkäufer kann auf diese Kunden bewusst zugehen. So kann die Verweildauer des Kunden im Geschäft gesteigert werden. Händler, die auf solche Leitsysteme setzen, berichten auch von Umsatzsteigerungen.

Der Handel müsse in Summe lernen, besser mit Kundendaten umzugehen und diese geschickter zu nutzen. Onlinehändler haben laut den DMS-Experten verstanden, was Kunden warum kaufen. Ein Zusammenspiel von Online- und Offline-Store ist ebenso möglich. Erkenne ein Brillenhändler etwa, dass Kunden in einem Viertel nur bestimmte Modelle online nachfragen, braucht er im lokalen Store auch nicht das ganze Sortiment. Die Verkaufsfläche wird so kleiner gehalten, das Geschäft profitabler.

Für die begrenzte Kundenanzahl pro Verkaufsfläche nach dem Lockdown hatte DMS ein Ampelkonzept entwickelt. Ein Sensor an der Tür zählt, wie viele Kunden schon shoppen. Der Rest ist bekannt: Bei Grün geh (ins Geschäft), bei Rot da steh. (Bettina Pfluger, 13.10.2020)