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Kann BepiColombo der Ursache für das zuvor in der Atmosphäre entdeckte Monophosphan auf die Spur kommen?

Foto: Reuters/ESO/M. Kornmesser & NASA/JPL/Caltech

Darmstadt/Graz – Die Merkur-Sonde Bepicolombo hat auf dem Weg zu ihrem Ziel ihr erstes Rendezvous mit der Venus absolviert, bei dem sie ihre Geschwindigkeit etwas gedrosselt und eine Kursanpassung durchführt hat. Am Donnerstag hat sich das weit über eine Milliarde Euro teure europäisch-japanische Raumfahrzeug bis auf gut 10.700 Kilometer dem Nachbarplaneten der Erde angenähert. Um 5.58 Uhr (MESZ) kam Bepicolombo der jüngst verstärkt ins Interesse der Wissenschaft geratenen Venus am nächsten. Am Mittwoch schoss die Sonde die erste Aufnahme des Nachbarplaneten aus einer Entfernung von 600.000 Kilometer.

Zehn der 16 Instrumente an Bord sollten bei diesem Manöver Daten von der Venus sammeln. Auf die Ergebnisse zweier Magnetfeldmessgeräte und einer Ionen-Kamera, die sie führend mitentwickelt haben, warten auch Forscher vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Alle drei Geräte sind während der rund fünftägigen Venus-Kampagne durchgehend eingeschaltet.

Dünner besetztes Esa-Kontrollzentrum

"Es ist ein besonderes Manöver, aber es ist so viel Platz und so gut berechnet, dass wir uns keine Sorgen machen", sagte Simon Plum vom Esa-Satellitenkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt. Coronabedingt sei die Besetzung im Zentrum eingeschränkt, aber völlig ausreichend.

Das erste Bild der Venus (links unten) während der Annäherung durch Bepicolombo. Die Aufnahme entstand aus einer Distanz von 600.000 Kilometern.
Foto: ESA/BepiColombo/MTM

"Bepicolombo näherte sich der Venus von der Tagseite und wird sich nach dem Vorbeiflug noch etwa acht Stunden im Ionenschweif der Venus aufhalten", beschreibt Markus Fränz vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen die Flugbahn. "Für viele Fragestellungen, die die Magnetosphäre der Venus betreffen, ist das ausgesprochen günstig."

Schwaches Magnetfeld

Anders als die Erde besitzt die Venus kein starkes Magnetfeld, das tief in ihrem Innern entsteht und den Planeten wie eine Art Schutzschild umgibt. Allerdings wechselwirkt der Sonnenwind, der stetige Teilchenstrom von der Sonne, mit den geladenen Teilchen der Venus-Ionosphäre und erzeugt so ein vergleichsweise schwaches, induziertes Magnetfeld. Die geladenen Teilchen in der Umgebung der Venus sind darin nur schwach gebunden; auf der Nachtseite reichen sie in einer Art Ionenschweif weit ins All.

Ein ähnliches Manöver flog Bepicolombo im vergangenen April, als sich die Sonde für einen Vorbeiflug bis auf weniger als 12.700 Kilometer der Erde näherte, ein Katzensprung in den Weiten unsere Sonnensystems. Auf dem Flug zum Merkur, dem kleinsten und innersten Planeten in unserem Sonnensystem, wird die Sonde im kommenden August in nur 550 Kilometern Höhe noch einmal an der Venus und insgesamt sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor sie 2025 in ihre endgültige Umlaufbahn einschwenkt. Nach rund sieben Jahren Flugzeit wird die 2018 gestartete Sonde dann rund neun Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.

Video: Umlaufbahnen und Timeline der Bepicolombo-Mission
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Hinweise auf Venus-Leben?

Der Nachbarplanet der Erde war wieder in den Fokus gerückt, als im September Astronomen bekannt gaben, dass sie in der Venus-Atmosphäre das Gas Monophosphan entdeckt haben. Auf der Erde entsteht dieses vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Die Forscher räumten aber gleich ein, dass der Nachweis in der Venus-Atmosphäre kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf dem Planeten ist.

Die Merkur-Mission ist die erste europäische zum der Sonne am nächsten gelegenen Planeten. Auf der Sonde sitzen zwei Orbiter aus Deutschland und Japan. Sie sollen nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur 2025 das Magnetfeld, die Oberfläche oder auch Sonnenwinde untersuchen. (red, APA, 15.10.2020)