Legal bei Partien wie Manchester United gegen Tottenham dabei zu sein kostet vor allem britische Fans nicht gerade wenig Geld.

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Wer Fußballspiele aus europäischen Topbewerben wie der Premier League, der Serie A oder der Primera Division sehen möchte, kommt nicht daran vorbei, Geld bei einem Pay-TV-Anbieter einzuwerfen oder eine Gaststätte aufzusuchen, die selbiges tut – zumindest wenn man die Sportspektakel legal verfolgen möchte.

Doch Gastronomiebesuche gestalten sich zu Pandemiezeiten nicht ganz einfach, während der Erwerb eines Abos für Sky und Konsorten angesichts zahlreicher verlorener Arbeitsplätze für viele nicht mehr so einfach leistbar ist, speziell in Großbritannien, wo die PayTV-Preise im Vergleich recht hoch sind. Bedingungen, die in den vergangenen Monaten zum Boom eines Alternativangebots geführt haben, das den Bezahlsendern ein Dorn im Auge ist: Soccerstreams.

Vom Subreddit zum Onlineportal

Gestartet ist Soccerstreams eigentlich als Community auf der Forenplattform Reddit. Dort teilten Nutzer Streams von anstehenden Sportereignissen – neben Fußball auch Basketball und andere Disziplinen, die teilweise von ihnen selbst angeboten wurden. Fast eine halbe Million Mitglieder konnte der Subreddit am Ende vorweisen.

Allerdings geschah, was absehbar wohl geschehen musste. Reddit dürfte von den Inhabern der Lizenzrechte der verschiedenen Ligen zahlreiche Copyright-Beschwerden erhalten haben. Immer wieder wurden Postings entfernt, aber da die Moderatoren selbst nach einer letzten Warnung im Jänner 2019 kaum eingriffen, sperrte die Plattform das Forum letztlich komplett. Den Löwenanteil am Aus dürfte die britische Premier League haben, die auf mehreren Fronten gegen Piraterie mobilmacht.

Die von Similarweb errechneten Besucherzahlen des Soccerstreams-Portals.
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25 Millionen Besuche pro Monat

Damit konnte der Ansturm aber nur temporär unterbunden werden. Im August des gleichen Jahres wurde eine auf den Subreddit verweisende Soccerstreams-Domain verlängert. Heute führt sie übersichtlich zu Streams zu demnächst stattfindenden Fußballspielen und verfügt auch über Schwesterseiten zu den US-Ligen im Eishockey, Football, Baseball und Basketball. Wann die eigentliche Seite in Betrieb ging, lässt sich schwer nachvollziehen, sie dürfte laut Daten des Web Archives aber spätestens im Februar, eventuell aber sogar schon im November erstmals in ihrer derzeitigen Form online gewesen sein.

Mit dem Übergreifen der Coronavirus-Pandemie in westliche Gefilde und den darauffolgenden Lockdowns und Beschränkungen des öffentlichen Lebens nahm die Popularität der Seite, hinter der laut Torrentfreak die Gründer der einstigen Reddit-Gemeinde stehen, drastisch zu. Allein von Mai auf Juni stiegen laut Similarweb die Monatszugriffe von 2,5 Millionen auf über 18 Millionen. Seit Juli verzeichnet das Portal im Schnitt rund 25 Millionen Visits.

Beliebt ist die Seite speziell in Großbritannien und den USA. Im Vereinigten Königreich ist Soccerstreams sogar schon unter die Top-500-Seiten aufgerückt.

Ist Sportstreaming zu teuer?

Laut Torrentfreak weist das auf problematische Praktiken der Branche hin. Die Gebühren für Abos oder Pay-per-View seien in Großbritannien enorm hoch. Fans müssten sich mangels Alternativen gemäß dem "Nimm es oder lass es"-Prinzip fügen. Und nachdem manche Premier-League-Matches sechs Monate lang kostenlos übertragen wurden, verlangt die Liga nun knapp 15 Pfund (rund 16,6 Euro), um einer Partie legal zuschauen zu können.

Soccerstreams ist auch nicht die einzige populäre Seite, die auf illegale Streams verweist. Die hohen Preise in wirtschaftlich unsicheren Zeiten dürften immer mehr Fußballfans zu solchen Portalen treiben, während die Klubs der Liga immer noch genug Geld haben, um allein im Sommer über eine Milliarde Pfund (1,1 Milliarden Euro) für Spielertransfers auszugeben. Es ist zweifelhaft, ob dieser Entwicklung allein mit Copyrightbeschwerden und Gerichtsverfahren beizukommen ist. (gpi, 13.10.2020)