Wenn Reisewarnungen die Bewegungsfreiheit einschränken, zeigen Hermann Maier und Toni Innauer in einer "Universum"-Ausgabe die Schönheiten des Landes: Rückbesinnung ist angesagt.

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"Walking on Sunshine"-Fortsetzung mit Robert Palfrader und Proschat Madani.

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Lisa Gadenstätter fragt: "Sind wir Rassisten?"

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Erbenermittler Paul Schwarz (Johannes Zeiler) und Kollegin Mitarbeiterin Julia Marquart (Brigitta Kanyaro) in "Der letzte Wille".

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"Gott" von ? Ferdinand von Schirach.

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Maria Hofstätter als Salzfürstin in "Universum History"

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Rückbesinnen, Sicherheit, Renaissance": So beschreibt ORF-1-Channelmangerin Lisa Totzauer das Fernsehen bestimmende Herbsttrends und fasst damit ganz gut zusammen, was Österreichs umsatzstärkstes Medienhaus in den nächsten Monaten seinen Zuschauern serviert. Der ORF präsentierte am Dienstag Programmpläne, ansonsten ein scheinbar nicht enden wollendes Feuerwerk der guten Laune, weist dieses Jahr eindeutig mehr Retro auf. Statt Aufbruchstimmung fällt Wiedergängertum auf. Eine Liste:

Die größte Überraschung ist eine Show, die es bereits vor 18 Jahren das erste Mal gab und die 2009 wegen Bedeutungslosigkeit eingestellt wurde. Ab 26. Februar singen Menschen ab 15 Jahren wieder für Starmania 21 – mit neuen Regeln. "Wir fördern österreichisches Talent", sagt Generaldirektor Alexander Wrabetz. Aus fünf Staffeln konnten zwei Teilnehmer – Christina Stürmer und Tom Neuwirth – tatsächlich im Musikbusiness Fuß fassen.

Lieblingsgenre Krimi

Lieblingsgenre in Film, Fernsehen und Literatur ist und bleibt der Krimi. Der ORF kann aus Beständen schöpfen und reicht Landkrimis, Blind ermittelt, mehr Tote gibt’s in Salzburg und am Bodensee und bei Spuren des Bösen. Jürgen Maurer ist in Fortsetzungen von Vienna Blood zu sehen. Neben Krimi strahlt Humor – wieder in Walking on Sunshine, im Jänner stolzieren wieder Vorstadtweiber. Letzter Wille regelt ab 9. November Erbschaftsangelegenheiten auf komische Art. Das unverzichtbare staatstragende Drama gibt 2021 Tobias Moretti als Louis van Beethoven.

Helden des Alltags kürt Larissa Marolt in A Team für Österreich, einer der wenigen tatsächlichen Neuheiten im Programm. Nach dem gefloppten Wettstreit mit Feuerwehrmännern trägt das ehemalige Topmodel in diesem Umfeld ein hohes Risiko. ORF 1 ringt um Relevanz und Publikum. Die anvisierte jüngere Zielgruppe wandert zu Netflix, Youtube und Amazon ab. Wer in sozialen Medien vorkommt, gewinnt sowieso.

Schwerpunkte

In diese Richtung geht der Schwerpunkt Sind wir Rassisten?. Lisa Gadenstätter lädt am 28. Oktober zu einer Spezialausgabe mit Talk und Blue-eyed-Experiment. Mit blauäugigen und braunäugigen Menschen wird faschistisches Potenzial erhoben. Solche Schwerpunkte eignen sich zum Nachschauen in der TVthek. Intern sollen bereits Stimmen vernommen worden sein, die die Zukunft von ORF 1 nicht mehr im Fernsehkanal sehen, sondern im Streamingkanal.

Überhaupt klingen manche Vorhaben bereits wie für den ORF-Player gedacht, auf den das Haus am Küniglberg schon so sehnlich wartet. Der für Herbst geplante Beschluss der Digitalnovelle lässt weiter auf sich warten. Programmdirektorin Kathrin Zechner kümmert sich schon jetzt um den Bereich "Open Space": Wer Innovationen sucht, wird ab 2021 möglicherweise dort fündig. Nicht zu den Fixstartern im ORF-Fernsehen 2021 gehört offenbar Late-Night-Satiriker Peter Klien. Totzauer will bis Ende des Jahres zuschauen und dann entscheiden "ob und wie es weitergehen soll".

Sportjahr

Für entspannte Grundstimmung im ORF hinsichtlich des Programms dürfte ein starkes Sportjahr sorgen: Tennis im Oktober in der Stadthalle und im Mai in Paris mit Dominic Thiem, alpine und nordische Ski-Weltmeisterschaften, dazu im Juni die Fußball-EM mit österreichischer Beteiligung und im August die Olympischen Sommerspiele in Tokio sind Quotenbringer – ob mit oder ohne Publikum vor Ort.

Vom derzeit erhöhten Informationsbedürfnis profitiert ORF 2. Große Innovationen hatte man sich von dort sowieso nicht erwartet, zumal das Programm momentan eher wie die Rahmenhandlung zu Corona-Berichten wirkt. Wrabetz bestätigt Pläne für einen "gesellschaftspolitischen Talk" mit Patricia Pawlicki als Erweiterung zu runden Tischen. Weiters dominieren Routine und Folklore. Ein Auszug: 60 Jahre Andy Borg, Hansi Hinterseer, Advent mit Andreas Gabalier, Bergdoktor, Hermann Maier und Toni Innauer entdecken in Universum den Bregenzerwald, Maria Hofstätter spielt in Universum History die Salzsaga. Klein gegen Groß spielt es Samstagabend ebenso wie eine Jubiläumsausgabe von Wetten, dass...?

Ebenfalls ein geringeres Risiko geht man bei Ferdinand von Schirachs Gott am 23. November ein. Während Schweiz und Deutschland das Fernsehpublikum über Für und Wider selbstbestimmten Sterbens abstimmen lässt, leitet Peter Resetarits eine Diskussion.

So viel Zurückhaltung wäre gar nicht notwendig gewesen. (Doris Priesching, 13.10.2020)