Kommt nach dem Wiener Gastrobonus der 1000-Euro-Österreich-Gutschein für alle?
Foto: Karl Schöndorfer TOPPRESS

Pro: Her mit der Marie!

von Bettina Pfluger

Die Zeit im und nach dem Lockdown ist nicht einfach. Das Homeoffice ist begrenzt lustig. Sieht man dabei doch auch genau, wie der Berg an Bügelwäsche wächst und das Frühstücksgeschirr noch immer herumsteht. Die Kurzarbeit belastet vielfach das Haushaltsbudget. Und gar nicht daran denken will man, wie es wohl wäre, wenn der Job ganz weg wäre. Ein Urlaub wäre fein. Aber wäre es nicht besser, gerade jetzt jedes Geld zu sparen für eine gute Rücklage? Denn wer weiß schon, wie all das weitergehen wird.

Ein Gutschein von 1000 Euro für jeden Österreicher, so wie das die Dienstleistungsgewerkschaft Vida nun vorschlägt, wäre eine Hilfe. Geschenktes Geld auszugeben ist leichter, als eigene Reserven anzukratzen. Eine Woche Spätherbst in den Weinbergen? Mit einem zweckgebundenen Gutschein rückt das für viele Menschen in greifbare Nähe.

Profitieren würde hier jedenfalls der Tourismussektor, der von der Corona-Krise massiv betroffen ist. Gutscheine sind schnell wirkende Konjunkturhilfen, die betroffene Sektoren zielgenau unterstützen können. Ein Wertgutschein ist ein Nachfragestimulus unabhängig vom Einkommen. Zugute kommen würde das auch diversen Zulieferern, die – vielleicht gepaart mit Kurzarbeit – so eine Chance haben, durch die Krise zu kommen. Dass es funktionieren kann, hat der Gastro-Gutschein gezeigt. 83 Prozent der Gutscheine wurden eingelöst, die Gastro-Betreiber erhielten mehr als 30 Millionen Euro. (Bettina Pfluger, 13.10.2020)

Kontra: Schnapsidee der Gewerkschafter!

von András Szigetvari

Auf den ersten Blick klingt der Vorschlag gut: Schenken wir einfach allen 1000 Euro in Form eines Gutscheins, damit dieses Geld dann in den Konsum fließt, vor allem an Hotellerie und Gastronomie, und so die Wirtschaft belebt. Bei genauerem Hinsehen ist das aber ein teurer und unsozialer Vorschlag mit zweifelhafter Wirkung.

Zunächst sind weder die Grundrechenarten noch die wirtschaftlichen Grundprinzipien durch Corona abgeschafft. Jede zusätzliche Ausgabe lässt die Staatsschulden wachsen, auch wenn sich das dank niedriger Zinsen nicht sofort bemerkbar macht. Sollte jeder Volljährige in Österreich einen Gutschein bekommen, würde das rund sieben Milliarden Euro kosten. Genau dieses Geld fehlte für andere Investitionen, etwa für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, für Klimaschutz und Bildung. Es mag dauern, bis solche Ausgaben die Wirtschaft beleben, dafür bringen sie aber nachhaltig was.

Das andere Problem ist, dass Geld zu verschenken völlig beliebig ist. Es gibt sozial treffsichere Varianten, etwa einen Bonus für Arbeitslose oder Alleinerzieherinnen, die am stärksten armutsgefährdete Gruppe in Österreich. Dasselbe gilt für Unternehmen. Nicht allen Betrieben geht es schlecht, gerade in ländlichen Regionen war der Tourismuseinbruch weniger stark als befürchtet. Will die Gewerkschaft wirklich Villenbesitzern den Urlaub im fast ausgebuchten Luxushotel subventionieren? (András Szigetvari, 13.10.2020)