Wie ließen sich die vielen Wiener Gemeindebauten kostengünstig und effizient nachverdichten? Das war die Aufgabenstellung beim internationalen StudentInnenwettbewerb Pro Holz Student Trophy 2020. Diesen hatten die Stadt Wien (Wiener Wohnen) sowie Pro Holz, der Marketingverband der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft, im Frühjahr ausgelobt, heuer erstmals auch international. Gefragt waren Entwürfe für Aufstockungen aus Holz auf drei ausgewählte Wiener Wohnbauten der 1960er-Jahre.

127 Wettbewerbsbeiträge aus sieben Nationen sind eingelangt, daraus hat eine Fachjury drei Siegerprojekte und acht Anerkennungen gekürt. Die mit insgesamt 8.500 Euro dotierten Preise wurden am Dienstag bei einer feierlichen Preisverleihung im Festsaal der TU Wien vergeben.

Foto: Klomfar

Bei den ersten Preisträgerinnen handelt es sich um Sofia Kholodkova, Yana Shcherbakova und Katharina Kögl von der Technischen Universität München. Sie haben mit ihrem Konzept namens Aufgewertet eine Lösung für die Aufstockung der Wohnhausanlage Brunnweg 4 in Wien-Favoriten erdacht.

Die Jury zeigte sich sehr angetan, weil hier "mit Blick auf das städtebauliche Umfeld" entworfen wurde: "Die Gebäudeecke wird durch eine markante Erhöhung des Aufbaus betont und funktional sinnvoll mit Gemeinschaftsräumen belegt." Der Entwurf überzeuge zudem mit gut durchdachten Grundrissen und einem klugen konstruktiven Ansatz. "Eine Kombination aus Raummodulen und Elementbauweise erlaubt die Vorfertigung der installationsintensiven Räume wie Bad und Küche und ermöglicht flexible Wohnungsgrundrisse und Wohnungsgrößen."

Das Bausystem könne auch auf andere Bauten übertragen werden.

Foto: Klomfar, Visualisierung: Kholodkova, Shcherbakova

Ebenfalls unter den Siegerprojekten landete das Konzept Wohncollage von Viktoria Harzl und Fabian Lazarus von der FH Joanneum Graz. Sie haben sich eine Lösung für die Aufstockung bzw. Erweiterung der Wohnhausanlage Maroltingergasse 19–25, 1160 Wien überlegt. Dabei kommt ein vorgestelltes Holzgerüst zum Einsatz.

"Beim Projekt Wohncollage werden die Raumzellen zweigeschoßig auf dem Bestand gestapelt und vor den Bestand ein flexibel nutzbares Holzregal gestellt", so die Jury. "Die neue Gebäudeschicht verbindet Alt und Neu, integriert die Lifte und ermöglicht den BestandsmieterInnen, ihre Wohnung zu erweitern. Dafür wurden unterschiedliche Fassadenmodule entwickelt, die in das Holzraster eingesetzt werden können."

Foto: Klomfar, Visualisierung: Harzl, Lazarus

Ohne das vorgestellte Holzgerüst sähe das dann so aus.

Grundrisse und Details seien gut durchdacht, so die Jury. "Insgesamt ist dies ein Projekt mit hoher Qualität und Mehrwert für den Bestand."

Visualisierung: Harzl, Lazarus

Beim dritten Siegerprojekt handelt es sich um Modulus von Monika Kalinowska, Denys Karandiuk und Weronika Moscicka von der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie haben eine Lösung für die Aufstockung der Wohnhausanlage Pantucekgasse 33 in Wien-Simmering erdacht.

"Die auskragenden Raumzellen verleihen den bestehenden Plattenbauten Eleganz", urteilte die Jury. Modulus sei ein "architektonisch überzeugender Beitrag mit einem schlüssigen Konstruktionssystem".

Foto: Klomfar, Visualisierung: Kalinowska, Karandiuk, Moscicka

Auf der Basis von drei Modultypen für Bad und Küche, Wohnraum und Loggia entstehen langgestreckte Raumzellen, die auf dem Dach längs und quer gestapelt werden und zu beiden Seiten frei auskragen. "Sie bilden einen räumlich komplexen Dachaufbau mit schönen Innen- und Außenräumen. Die Lifte betonen die Vertikalität der Plattenbauten und stellen einen schönen Gegenpunkt zu den liegenden Röhren auf dem Dach dar."

Überzeugt hat die Jury vor allem die elegante neue Erscheinung, die der Plattenbau durch die Aufstockung erhält. (red, 14.10.2020)

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Pro Holz Student Trophy 2020

Visualisierung: Kalinowska, Karandiuk, Moscicka