Oktober – die ersten Blätter fallen von den Bäumen, die letzten Entscheidungen für eine Reise ins Warme werden gefällt. In normalen Jahren. Gut ein Viertel der Österreicher hat vor dem Ausbruch der Pandemie im Winter eine Fernreise gebucht. Heuer geht dieser Anteil gegen null.

Die Welttourismusorganisation der Uno rechnet trotz einer Rekordreisebewegung bis März 2020 damit, dass in diesem Jahr 80 Prozent oder 1,1 Milliarden weniger Urlauber unterwegs sein werden. Weltweit sind bis 120 Millionen Jobs im Tourismus in Gefahr. Das Ausbleiben der Touristen verursacht da und dort auch Kollateralschäden in der Natur – wie etwa in Namibia, wo die Wilderei wieder zunimmt, weil keine Safaris stattfinden.

Wer eine Fernreise unternehmen will, findet sich in einem fast undurchdringlichen Dschungel aus bilateralen Regelungen wieder.
Foto: iStockphoto

Verantwortlich für den touristischen Stillstand zwischen den Kontinenten ist nicht nur die Angst vor dem Virus, sondern auch ein schier undurchdringlicher Dschungel aus bilateralen Regelungen: Lässt ein Land die Einreise zu, bedeutet das noch lange nicht, dass das Heimatland die Reise dorthin erlaubt. Dadurch sind Fernreisen vor 2021 wenn schon nicht unmöglich, dann doch unwahrscheinlich geworden. Wie lange bleibt das noch so? Ein Überblick:

Thailand

Es ist gleich nach den USA das beliebteste Fernreiseziel der Österreicher – und eigentlich könnte es das zumindest in Bezug auf die Fallzahlen auch bleiben. Das Land ist von der Pandemie bisher weitgehend verschont geblieben und zählt bis dato insgesamt nur etwas mehr als 3.600 bestätigte Fälle. Damit sich das so bald nicht ändert, gilt offiziell noch immer ein Einreiseverbot, obwohl zahlreiche internationale Airlines bereits wieder kommerzielle Flugverbindungen anbieten. Allerdings existiert seit wenigen Tagen ein Schlupfloch.

Thailand vergibt nun ein neues Touristenvisum für Langzeitaufenthalte. Vorerst bis September 2021 können es Urlauber beantragen, die dort mindestens 30 und maximal 90 Tage verbringen wollen. Die Prozedur ist aber aufwendig und teuer. Allein für die Bearbeitung werden rund 270 Euro fällig, das Visum selbst kostet weitere 54 Euro und vergeben wird es nur an Reisende, die aus Herkunftsländern mit niedrigen Corona-Fallzahlen kommen.

Ungewöhnlich ruhig ist es auf diesem Strand in Phuket, Thailand.
Foto: AFP/LILLIAN SUWANRUMPHA

Auch eine Reise- und Krankenversicherung mit hoher Deckungssumme wird verlangt. Wer diese Hürden genommen hat, muss bei der Einreise einen negativen Covid-19-Test vorlegen und erst einmal nach der Ankunft für 14 Tage in Quarantäne. Man kann diese nur in staatlich definierten Unterkünften verbringen, die Kosten dafür muss man freilich selbst tragen.

Rund 80, teilweise sehr günstige, gibt es davon in Bangkok, in Strandnähe handelt es sich dabei häufiger um luxuriöse Hotelanlagen. Erst nach dieser Quarantäne und einem weiteren Test darf man sich frei im Land bewegen. Wann lohnt der Aufwand also? Unter Umständen dann, wenn man viel Zeit hat. Innerhalb Thailands kann man derzeit fast wie gewohnt reisen, und das Visum lässt sich vor Ort bis zu zweimal um 54 Euro verlängern. Insgesamt können Sonnenhungrige so eine neunmonatige Auszeit in Thailand planen.

www.thailongstay.co.th

Indonesien

Vor der Pandemie war Bali längst nicht mehr nur ein Reiseziel für den europäischen Winter. Die Insel hatte bereits ganzjährig mit massivem Overtourism zu kämpfen: Im Juni 2019 urlaubten dort 600.000 Menschen, im Juni 2020 waren es dagegen gezählte 32! Nun müsste man meinen, die Insellage spräche für vergleichsweise geringe Fallzahlen. Tatsächlich nahmen die Infektionen auf Bali zuletzt zu, bisher wurden rund 9.800 nachgewiesen. In ganz Indonesien gilt ein Einreiseverbot für Ausländer.

Vor 2021 wird Bali wohl nicht mehr für ausländische Touristen geöffnet.
Foto: EPA/MADE NAGI

Balis Inselregierung wollte dieses ursprünglich am 11. September aufheben, nun machte der Gouverneur einen Rückzieher. Ein neues Datum für die Öffnung wurde nicht genannt, derweil sind 4.400 Influencer eingeladen, die Vorzüge der Insel von dort zu promoten. Zahlende ausländische Urlauber werden vor 2021 vermutlich nicht willkommen sein.

www.indonesia.travel/gb/en/coronavirus

Malediven

Auch die 144 rein touristisch genutzten Eilande im Indischen Ozean sind keine Inseln der Seligen mehr. In Proportion zur Gesamtbevölkerung sind die Fallzahlen auf dem Archipel sogar relativ hoch. Regionale Schwerpunkte waren ursprünglich die Resortinseln, momentan ist vor allem die Hauptstadt Malé betroffen. Kreuzfahrtschiffe dürfen derzeit nicht anlegen, auch der übrige Boots- und Schiffsverkehr unterliegt Beschränkungen.

Grundsätzlich ist die Einreise für Touristen bei Vorlage eines negativen Corona-Tests aber seit September wieder möglich. Für Urlauber entfällt auch die Verpflichtung zur Quarantäne. Die Unterkunft muss zwingend vor Reiseantritt gebucht werden, und der Urlaub darf nur in einem einzigen Resort verbracht werden – was bei den meisten Malediven-Reisen ohnehin der Fall ist.

Die Malediven basteln an Spezialangeboten.
Foto: imago/Jochen Tack

Da dennoch nicht allzu viele Touristen kommen, bastelt man dort bereits verzweifelt an Spezialangeboten. Ein Luxusresort etwa bietet "Workation Packages" an – also die Möglichkeit, sein Homeoffice an den Strand zu verlegen. Für den gewöhnlichen Telearbeiter dürfte das verlockende Angebot aus Kostengründen eher nicht infrage kommen, zwei Wochen Arbeitsurlaub für zwei Personen belaufen sich auf knapp 24.000 Euro. Zudem hat das österreichische Außenministerium eine Reisewarnung der höchsten Stufe (6) für die Malediven ausgesprochen.

visitmaldives.com/en/covid19-updates

Seychellen

Die Corona-Einreisepolitik dieses Archipels vor der Ostküste Afrikas ist momentan ausgesprochen situationselastisch: Anfang August hat sich der Inselstaat wieder für Besucher geöffnet. Einreisen durften aber zunächst nur Urlauber aus Ländern, die auf einer Whitelist mit niedrigem Infektionsgeschehen zu finden waren. Offensichtlich sorgte das nicht für die erhoffte Urlauberrückkehr, also erweiterte man die Liste.

Seit 1. Oktober haben nun sieben Länder, darunter auch Österreich, einen Sonderstatus. Reisende aus diesen Ländern dürfen selbst dann kommen, wenn die Fallzahlen in ihren Heimatländern hoch sind. Das ist insofern erstaunlich, als die Seychellen bislang kaum von der Pandemie betroffen waren: Insgesamt hatte das Land nur 148 Fälle und offiziell keinen einzigen Toten zu beklagen.

Einen Sonderstatus haben österreichische Touristen auf den Seychellen.
Foto: imago/Steve Bauerschmidt

Die Einreiseformalitäten sind überschaubar: Es wird ein aktueller, negativer Covid-19-Test verlangt sowie eine umfassende Reiseversicherung, vor der Abreise muss man sich gegen eine Gebühr von 50 US-Dollar registrieren. Nur ausgewiesene Beherbergungsbetriebe dürfen Besucher mit Sonderstatus in den ersten fünf Tagen ihres Besuchs unterbringen. Während dieser Zeit müssen die Gäste auf dem Gelände des Hotels bleiben. Am fünften Tag wird ein weiterer Covid-19-PCR-Test gemacht. Ist er negativ, können die Besucher ihren Urlaub ohne Einschränkungen weiterführen. Auch Flüge von Europa gibt es seit kurzem wieder – etwa mit Edelweiss oder Emirates.

seychelles.govtas.com

Tansania

509 Fälle auf 56 Millionen Einwohner – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich verschleiert John Magufuli, der autoritär regierende Präsident Tansanias, die wahre Anzahl der Corona-Infektionen. Im April ließ er zum letzten Mal Fallzahlen veröffentlichen, danach verbot er die Berichterstattung über das Virus und erklärte die Krise offiziell für beendet. Tansania ist auch eines der wenigen Länder, das der WHO keine Zahlen liefert.

Die Einreise nach Tansania ist, unter Auflagen, wieder möglich.
Foto: imago images/Cavan Images

Obwohl der Präsident die Corona-Gefahr de facto leugnet, gibt es im ganzen Land Vorkehrungen. Auch dort werden teilweise Masken getragen, Abstände eingehalten und Hygienemaßnahmen getroffen. Die Ansteckungsgefahr scheint zumindest statistisch gesehen geringer als in vielen europäischen Länder.

So ist die Bevölkerungsdichte Tansanias nur ungefähr halb so hoch wie in Österreich. Eine offizielle Reisewarnung für Tansania vonseiten des österreichischen Außenministeriums gibt es derzeit nicht, es muss nur ein negativer Covid-19-Test vor Reiseantritt und bei der Rückkehr vorgelegt werden. Die internationalen Flugverbindungen stehen bereits wieder.

www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/land/tansania

Antigua und Barbuda

Der Inselstaat östlich von Puerto Rico weist weltweit eine der niedrigsten Infektionsraten auf (offiziell 108 Fälle). Sollte sich heuer also doch noch ein entspannter Karibik-Urlaub ausgehen? Ein offizielles Einreiseverbot gibt es seit Beginn der Pandemie nur für Menschen, die sich in China aufgehalten haben. Alle anderen Reisenden müssen bei Einreise lediglich einen negativen Covid-19-Test vorlegen, der nicht älter als sieben Tage ist. Zudem behält sich das lokale Gesundheitsamt innerhalb der ersten 14 Aufenthaltstage stichprobenartige Kontrollen und gegebenenfalls weitere Tests vor.

Um nach Antigua und Barbuda zu gelangen muss man gerne lang im Flugzeug sitzen – teuer ist es obendrein.
Foto: APA/AFP/JEWEL SAMAD

Zwei wesentliche Punkte sprechen aber gegen die Flucht in die Karibik: Offiziell gilt dort noch immer der Ausnahmezustand, was eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 23 und fünf Uhr nach sich zieht. Die Anreise mit dem Flugzeug ist machbar, aber ebenso mühsam und teuer wie vor der Corona-Krise. Unter 26 Stunden mit Umsteigen in London ist es nicht zu schaffen, die aktuellen Ticketkosten beginnen bei rund 4.000 Euro. (Sascha Aumüller, RONDO, 15.10.2020)

www.antiguanice.com