Spitzenkandidat Dominik Nepp während des Wahlkampfs.

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Die Wiener FPÖ ist die große Verliererin der Wien-Wahl 2020. Den Totalabsturz auf 7,11 Prozent will man in der Partei aber, zumindest derzeit, nicht dem Spitzenkandidaten und geschäftsführenden Obmann Dominik Nepp umhängen: Dieser habe, so lautet der Tenor, vermutlich sogar noch Schlimmeres abwenden können.

Dementsprechend wurde Nepp entgegen medialen Spekulationen in der Sitzung des Landesparteivorstands am Dienstagabend auch einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. "Die Revolution hat nicht stattgefunden", sagte ein Sprecher zum STANDARD. Es seien sich alle "einig gewesen, dass es mit Nepp im Wahlkampf gut gelaufen ist". Bis auf das Ergebnis – aber das hätte ohne ihn noch schlechter aussehen können, heißt es.

Reformgruppe soll Partei optimieren

Nepp kündigte "inhaltliche und strukturelle Optimierungen" an. Dafür solle eine Reformgruppe eingesetzt werden – wer daran beteiligt ist, wollte man noch nicht bekanntgeben. Vorrangiges Ziel sei jedenfalls, die enttäuschten Nichtwähler zurückzugewinnen, hieß es am Mittwoch. Denn diese seien "zumindest nicht fremdgegangen", hieß es in einer Anspielung auf das Team HC Strache.

Die FPÖ verlor 80 Prozent ihrer Wähler und muss damit den größten Wählerschwund, den jemals eine Partei bei einer Landtagswahl verzeichnete, verkraften. Mit 100.000 Wählern blieb ein großer Teil dieses Mal zu Hause, wie die Wählerstromanalyse von Sora zeigt. Nur etwa 17.000 Wähler wechselten zu Heinz-Christian Strache. Das macht die Wiener von der stärksten zur schwächsten Landesorganisation. Das Machtvakuum wird daher künftig vermutlich von den Oberösterreichern noch stärker ausgefüllt werden als bisher schon. Der dortige Landeschef Manfred Haimbuchner empfahl den Wienern bereits am Vortag, sich neu aufzustellen.

Stadler geht in Pension

Die FPÖ wird künftig auch keinen Anspruch mehr auf das Amt des Vizebürgermeisters haben, das Nepp bisher innehatte. Sofern es weiterhin zwölf Stadtratsposten zu vergeben gibt, steht ihnen allerdings weiter ein (nichtamtsführender) Stadtrat zu. Naheliegend wäre, wenn Nepp den Posten ausfüllen würde. Im Gemeinderat werden die Freiheitlichen nur mehr mit acht Mandataren vertreten sein. Nach der Wahl 2015 waren es 34. In den Gemeinderat einziehen könnten Maximilian Krauss, Klubobmann Toni Mahdalik, die bisherige Zweite Landtagspräsidentin Veronika Matiasek, Ulrike Nitmannn, Dietbert Kowarik, Wolfgang Seidl, Stefan Berger und Wolfgang Irschik.

Der bisherige Bezirksvorsteher von Simmering, Paul Stadler, werde in Pension gehen, hieß es seitens der Partei. Zuvor hatte Stadler eine inhaltliche Neuausrichtung der FPÖ gefordert.

Die finanziellen Verluste wollte man noch nicht beziffern. "Es tut jedenfalls weh", hieß es. Alleine auf Gemeindeebene dürften etwa drei Viertel der Parteienförderung weg sein, das waren zuletzt 8,9 Millionen Euro. (Vanessa Gaigg, 14.10.2020)