Bild nicht mehr verfügbar.

Tim Cook bei der Präsentation am Dienstag.

Foto: AP

Beim Einstieg in die fünfte Mobilfunkgeneration ist Apple eigentlich spät dran. Maßgebliche Konkurrenten wie Samsung und Huawei funken schon seit Monaten mit ihren Flaggschiffgeräten in den 5G-Netzen. Die Apple-Kunden haben bisher aber wenig verpasst, denn die 5G-Netze der Mobilfunker waren noch sehr löchrig. Das ändert sich gerade. A1, Magenta und "3" bauen ihre Netze derzeit emsig aus. Vor diesem Hintergrund hat Apple nun einen guten Zeitpunkt erwischt, um seine vier neuen iPhone-12-Modelle fit für den 5G-Datenfunk zu machen. Die großen Anbieter A1, Magenta und "3" werden die Apple-Handys anbieten. Verkaufsstart für das iPhone 12 Pro und iPhone 12 ist der 23. Oktober, das iPhone Pro Max und iPhone 12 mini sind ab 13. November erhältlich.

Mit dem iPhone wird jedenfalls die Leistungsfähigkeit der 5G-Netze noch viel stärker als bisher in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Schon bei LTE hatte das iPhone der neuen Funktechnik zum Durchbruch verholfen.

Wenn der schnelle Mobilfunk empfangbar ist, dann können sich Nutzerinnen und Nutzer über eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 200 Mbit/s freuen. Das zeigen die Daten der von der Telekombehörde RTR betriebenen Seite netztest.at und stichprobenartige Tests des STANDARD. Bei 4G liegt der Durchschnitt hingegen bei 40 Mbit/s, bei 3G sind es 7,9 Mbit/s.

Neues Design

Für Apple ist das Thema 5G aber nicht allein entscheidend, um den Absatz der neuen iPhone-12-Modelle anzukurbeln. Die Kunden sollen schon auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um ein neues iPhone handelt: Ein Jahr nach dem Ausscheiden von Designchef Jony Ive wagte Apple nämlich ein verändertes Design – es ist wieder etwas kantiger, wie zuletzt die iPhone-5-Modellreihe im Jahr 2017.

Für Aufregung in den sozialen Medien sorgte die Entscheidung von Apple, das iPhone erstmals ohne Ladegerät und Ohrhörer zu verkaufen. Dieser Schritt werde jährlich den Ausstoß von zwei Millionen Tonnen CO2 vermeiden, betonte Apple – und rechnete vor, dass dies der Belastung durch 450.000 Autos entspreche. Dabei berücksichtigt der Konzern auch, dass durch die kleinere und leichtere Verpackung 70 Prozent mehr Kartons pro Palette befördert werden könnten. Apple spart dadurch aber auch Millionen ein und hat ein kleines Zusatzgeschäft: Das separate Ladegerät kostet nämlich gut 24 Euro.

Kein Falt-iPhone

Innovative Formen der Konkurrenz wie die Falt-Smartphones von Samsung, Huawei und Motorola ignoriert der iPhone-Hersteller bis jetzt. Seine Vorstellungen von Innovation kann man vor allem an den beiden Pro-Modellen ablesen. Schon bisher hatten die teureren Pro-Geräte unter anderem mit einem Teleobjektiv eine Kamera mehr. Beim iPhone 12 Pro Max setzt Apple zusätzlich eine Bildstabilisierung um, bei der statt der Objektivlinsen der Sensor schwankt, um Erschütterungen auszugleichen. Die Pro-Modelle können auch besonders kontrastreiche Videos mit HDR-Technologie aufnehmen und bearbeiten. Für Fotografen entwickelte Apple ein eigenes RAW-Format, das für Profis wichtige, reichhaltige Lichtinformationen mit Software-Bildbearbeitung verbindet.

Die Pro-iPhones verfügen nun auch über einen Laserradar (LiDAR), den man auch in vielen selbstfahrenden Autos findet. Damit werden Entfernungen mit einem nicht sichtbaren Laserstrahl gemessen. Damit kann beispielsweise die Kamera in dunkler Umgebung die Entfernung zum Motiv exakt messen und das Objektiv scharf stellen. Die Technik kann aber auch für die sogenannte erweiterte Realität (Augmented Reality) nützlich sein. Dabei werden auf dem Bildschirm digitale Inhalte mit der realen Umgebung vermischt.

Das iPhone 12 Pro gibt es wie bisher in zwei Größen – die Bildschirme sind aber nun noch etwas erweitert worden. Von 5,8 auf 6,1 Zoll beim kleineren Modell und von 6,5 auf 6,7 Zoll beim Pro Max. Den Startpreis belässt Apple bei 1.120 Euro beziehungsweise 1.217,50 Euro für die größere Version.

Schlechtes Licht

Von einer Innovation profitieren alle vier Modelle: Das Display-Glas des iPhone 12 soll dank Nanotechnologie deutlich widerstandsfähiger sein als bisher, wie Apple ankündigte. So sei viermal wahrscheinlicher, dass das neue Glas Stürze unbeschadet überstehe.

Als Standard-Version gibt es neben dem iPhone 12 mit 6,1-Zoll-Display für gut 876 Euro nun auch ein Mini-Modell mit einem 5,4 Zoll großen Bildschirm für rund 780 Euro. Andere Anbieter wie Samsung schneiden ihre Modellreihen ähnlich zu.

Ein neues Objektiv-System soll die Qualität von Fotos bei schlechten Lichtbedingungen verbessern – darüber hinaus werden die Bilder, wie inzwischen üblich, durch Software aufgebessert. Dabei spielt die Rechenleistung des A14-Chips eine entscheidende Rolle.

Die neue Generation der Apple-Telefone war wegen der Corona-Krise nicht wie sonst üblich im September präsentiert worden. Im Frühjahr, als eigentlich eine enge Abstimmung mit den Zulieferbetrieben in China notwendig war, konnten die Apple-Ingenieure nicht nach China fliegen. Außerdem waren die Produktionsstätten von Foxconn und anderen Apple-Partnern wochenlang gesperrt. (APA, red, 15.10.2020)