Leonard Mlodinow, "Stephen Hawking. Erinnerungen an den Freund und Physiker". € 22,70 / 268 Seiten. Rowohlt-Verlag, Hamburg 2020

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Archivaufnahme des britischen Physikers Stephen Hawking aus dem Jahr 2013.
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Als der britische Physiker Stephen Hawking am 14. März 2018 starb, war es nicht nur das Ende einer außergewöhnlichen wissenschaftlichen Karriere, sondern auch eines zutiefst beeindruckenden Lebens. Hawkings einstiger Kollege und langjähriger Freund Leonard Mlodinow hat in einem Buch Erinnerungen an Hawking zusammengetragen, die in diesem Jahr im Original auf Englisch und nun auch in deutscher Übersetzung erschienen sind.

Mlodinow selbst ist ebenfalls Physiker und derzeit am California Institute of Technology in Pasadena tätig. Promoviert im Bereich Quantenmechanik, hat er ein Verständnis für die wissenschaftlichen Fragen, die Hawking zeit seines Lebens umgetrieben haben.

Physik mit Humor

Vor allem eine weitere Eigenschaft dürfte Hawking an Mlodinow gefallen haben: Als Drehbuchautor unter anderem für "Raumschiff Enterprise" oder "MacGyver" sowie in mehreren populärwissenschaftlichen Büchern ist es Mlodinow immer wieder gelungen, Physik in anregender und humorvoller Weise an ein breiteres Publikum zu vermitteln.

Begeistert von seinen Büchern kontaktierte Hawking Mlodinow im Jahr 2003 mit der Frage, ob er nicht Lust hätte, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Aus einem wurden schließlich zwei ("Die kürzeste Geschichte der Zeit", 2006, und "Der große Entwurf", 2010), und die beiden Physiker wurden langjährige Freunde.

Im Gegensatz zu den gemeinsamen Büchern werden physikalische Inhalte in der Neuerscheinung nur en passant behandelt. Mlodinow geht es in diesem Buch darum, zu zeigen, wie der weltberühmte Physiker "wirklich war" – nämlich ganz anders als Hollywood ihn mit "Die Entdeckung der Unendlichkeit" (2014) charakterisiert hatte –, was ihn antrieb und inspirierte.

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Im Jahr 2003 lernte der Physiker Leonhard Mlodinow Stephen Hawking kennen und veröffentlichte in der Folge zwei Bücher mit ihm. Nun legte Mlodinow ein Buch mit persönlichen Erinnerungen über den berühmten Physiker vor.
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Verheerende Diagnose

Vor allem in den ersten Kapiteln spielt Hawkings Krankheit eine wichtige Rolle. Mit 21 Jahren kam die Diagnose amyotrophe Lateralsklerose, die Ärzte gaben ihm nur noch wenige Jahre zu leben. Als er schließlich im 77. Lebensjahr starb, hatte er die Prognose um Jahrzehnte übertroffen.

Mlodinow lernte Hawking zu einem Zeitpunkt kennen, als dieser schon gelähmt war, sich mit einem Sprachcomputer verständigte und sonst nur eingeschränkt mit Mimik kommunizieren konnte. Mlodinow gibt freimütig zu, dass er sich immer wieder dabei ertappte, Mitleid mit seinem Freund zu empfinden – nur um sich im nächsten Moment in einer Lage zu finden, in der er sich selbst viel unbeholfener vorkam als Hawking, der sich nie in Selbstmitleid vergrub.

"Niemand, der Stephen gut kannte, blieb unberührt von seiner starken Persönlichkeit oder seinem wissenschaftlichen Weitblick", schreibt Mlodinow. Der Physiker mit Kultstatus schaffte es nicht nur, eine breite Öffentlichkeit für Physik zu begeistern und das Image der Wissenschaft popkulturell aufzupolieren, sondern inspirierte seine Mitmenschen auch auf sehr persönliche Weise, so Mlodinow: "Die Botschaft, die Stephen aus seiner eigenen Geschichte herauslas, besagte: Wie mies das Blatt auch immer ist, das dir das Leben zugeteilt hat, man kann etwas daraus machen." (Tanja Traxler, 23.10.2020)