Ulrike Guérot, Christian Korunka, Barbara Prainsack, Georg Psota, "Protokolle der Krise: Wie Corona unser Leben verändert". € 12,– / 96 Seiten. Picus, Wien 2020

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Als "Krise in existenziellem Ausmaß und in ungeheurem Tempo" beschreibt der Psychologe Christian Korunka die Corona-Pandemie.
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Was macht die Corona-Pandemie mit der Institution der Europäischen Union und solidarischen Gemeinschaftssystemen? Welchen Einfluss nimmt sie auf die psychische Stabilität der Menschen und Arbeitssituationen im Homeoffice? Mit diesen vielschichtigen Fragestellungen beschäftigt sich der Sammelband Protokolle der Krise. Die Publikation basiert auf Vorträgen im Rahmen der Wiener Vorlesungen, die im April dieses Jahres stattgefunden haben. Damals befand sich Österreich im Lockdown. Wenn man die Texte heute liest, fühlt man sich teils wie in eine ferne Vergangenheit zurückversetzt – die aber gerade erst ein paar Monate her ist.

Bei Ulrike Guérot, Professorin für Europapolitik an der Donau-Universität Krems, ist über die EU zu lesen, sie sei "quasi ein Land in Zeiten der Freizügigkeit, aber in Krisenzeiten eben doch keins". Dabei wird deutlich, wie sehr sich die Ereignisse in der Pan¬demie mitunter überschlagen. Doch das, was jetzt historisch anmutet, ist womöglich zugleich auch Ausblick auf eine nicht allzu ferne Zukunft.

Krise von existenziellem Ausmaß

Als "Krise in existenziellem Ausmaß und in ungeheurem Tempo" beschreibt Christian Korunka, Professor am Institut für Arbeits- und Sozialpsychologie an der Universität Wien, die Corona-Pandemie. Ihm liegt daran, aufzurollen, was der Einzelne und die Gemeinschaft tun können, um diese Krise und ihre Folgen gut zu bewältigen. Den Begriff Social Distancing hält er dabei für "unpassend und irreführend", gehe es doch keineswegs darum, sich sozial oder emotional zu distanzieren, sondern körperlich.

Wie die Österreicherinnen und Österreicher den Beginn der Corona-Krise erlebt haben und was sie für die Zeit danach mitnehmen wollen, beschreibt Barbara Prainsack, Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, basierend auf Umfragen. Ebenso wie Georg Psota, Chefarzt der psychosozialen Dienste in Wien, mit seinem Beitrag über das Homeoffice legt Prainsack einen Blick auf jene Zukunft frei, in der die größten akuten Herausforderungen der Corona-Krise hinter uns liegen werden. (Tanja Traxler, 26.10.2020)