Die Crew der Internationalen Raumstation ISS hat ein mögliches Sauerstoffleck mithilfe eines Teebeutels aufgespürt. Dieser sei in der Mikrogravitation in Richtung der undichten Stelle gedriftet, sagte Kosmonaut Anatoli Iwanischin am Donnerstag der Staatsagentur Tass zufolge. "Wir haben mehrere Fotos und Videos von der Flugrichtung des Teebeutels." Er rechne damit, dass es sich um das seit Wochen gesuchte Leck handle. Es soll zunächst mit einem Klebeband abgedichtet werden.

Die undichte Stelle zwang die Crew im August kurzfristig in Quarantäne.
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Die undichte Stelle in der Station etwa 400 Kilometer über der Erde beschäftigt die ISS-Besatzung schon länger: Im August musste sich die Crew ein Wochenende lang ins russische Segment zurückziehen, um den Druck in den übrigen Teilen der Station genau zu messen und festzustellen, wo Luft entweicht. Gefunden wurde die undichte Stelle damals aber nicht. Nach früheren Angaben der russischen und US-amerikanischen Raumfahrtbehörden Roskosmos und Nasa ist das Leck völlig ungefährlich für die Raumfahrer. Sauerstofflecks traten in der mehr als 20-jährigen Geschichte der ISS schon häufiger auf.

Defektes System

Russischen Medienberichten zufolge ist nun im russischen Segment der ISS ein anderes Problem aufgetreten: Demnach ist ein System ausgefallen, das die Sauerstoffaufbereitung des Moduls sicherstellt. Die Sauerstoffversorgung der Besatzung sei dadurch aber nicht in Gefahr, es gebe ausreichende Sicherheitssysteme, hieß es.

Derzeit halten sich sechs Raumfahrer in der ISS auf. Die Besatzung hatte erst am Mittwoch Verstärkung bekommen, als die US-amerikanische Astronautin Kathleen Rubins sowie die beiden russischen Kosmonauten Sergej Ryschikow und Sergej Kud-Swertschkow mit einem Rekordflug von nur drei Stunden und sieben Minuten ihr Ziel erreichten. Die drei Neuankömmlinge sollen bis zum Frühjahr 2021 im Orbit bleiben. (red, APA, 15.10.2020)