Die Verlegung der Glasfaserleitung erfolgte etwas strukturierter als hier in der bayrischen Ortschaft Halsbach.

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2001 war für mich ein besonderes Jahr. Nach zwei Jahren Kampf mit A1, das damals auch national noch als "Telekom Austria" firmierte, konnte ich das Zeitalter des 56k-Modems hinter mir lassen. Dank einer Portion Glück und der Güte einer Mitarbeiterin des Technikteams wurde endlich die Einrichtung eines ADSL-Zugangs veranlasst, die man zuvor schon dreimal schriftlich zu- und einige Wochen später plötzlich wieder abgesagt hatte. Die angesichts der angeblich der Zusage vorangehenden Prüfung sehr verwunderliche Begründung: Das Haus, das in einem Ortsteil der oberösterreichischen Marktgemeinde Bad Goisern steht, sei zu weit weg von der Einwahlstelle.

Statt eines trüben Datenrinnsals, eines blockierten Telefons, Einwahlgedüdel und teurer Minutengebühren gab es schließlich für damalige Verhältnisse blitzschnelle 768 Kilobit/s und einige hundert Megabyte an Datenvolumen. Einige Jahre und Anbieter später war die Verbindung aufgrund der Leitungslänge allerdings technisch ausgereizt. Das Volumenkontingent war zwar einer Flatrate gewichen, doch mehr als 3,5 Megabit/s waren nicht aus dem Kupferdraht zu bekommen.

Ins Internet per ADSL ging es anno dazumal mit einem Modem der Speedtouch-Reihe von Thompson.
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Schmerzhafter Stillstand

Damit ließ sich noch bis in die frühen "Zehnerjahre" irgendwie hantieren. Solange man keine größeren Dateien verschicken musste, reichte die Bandbreite gerade noch dazu aus, Webseiten zu lesen, Videos zu schauen und Onlinegames zu spielen. Doch die Auflösungen von Youtube-Videos wurden immer größer, Seiten immer anspruchsvoller und die Downloads von Spielen und Updates über Plattformen wie Steam immer umfangreicher. Und auch die Eltern erschlossen sich langsam, aber sicher die Vorzüge des Online-Zeitalters. Spätestens wenn sich mehrere Personen gleichzeitig im Internet bewegten, kehrte das "56k-Feeling" wieder zurück.

Die lahme Anbindung stellte für mich vorerst nur ein vergleichsweise kleines Ärgernis dar. Längst war ich zuerst nach Salzburg und dann nach Wien gezogen, wo schneller Breitbandzugang meist unkompliziert zu bekommen war.

Doch längere Besuche daheim gestalteten sich schwierig. Nicht nur, weil ich wenig Geduld für lange Ladezeiten habe, sondern auch, weil das gelegentliche Arbeiten im Homeoffice der alten Heimat mit einer 3,5-Mbit-Anbindung (der Upstream dürfte sich bei circa 0,75 Mbit bewegt haben) wirklich wenig Freude macht. Die Abdeckung mit 3G war vor Ort nicht besonders gut, Flatrates entweder nicht vorhanden oder viel zu teuer – und das LTE-Netz gerade erst im Entstehen.

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LTE als Brückenlösung

Es gab also keine ernsthaften Alternativen zum ADSL-Anschluss, dessen Bandbreite, so wie Österreichs Internetpolitik, stagnierte. 15 Jahre nachdem der ehemalige Bundeskanzler Viktor Klima (SPÖ) in einem legendären Internet-Erklärvideo mit Josef Broukal die transformativen Auswirkungen des Internets ziemlich gut vorausgesagt hatte, stritt man sich im Hohen Haus über Affären der vergangenen schwarz-blauen beziehungsweise schwarz-orangen Regierung sowie die Nachwehen der Bawag- und Hypo-Debakel. Es sollte noch ein Weilchen dauern, ehe die "Breitbandmilliarde" ihren Weg in den politischen PR-Jargon fand.

Bis 2017 blieb die Qual der Wahl zwischen lahmem ADSL und dem Handy-Hotspot, ehe LTE-Flatrates ein akzeptables Preisniveau erreichten. Ein Angebot von "3" ermöglichte schließlich eine kosteneffiziente Verabschiedung der Kupferleitung. Seitdem war der Haushalt mit Bandbreiten von "bis zu 30" bis "bis zu 80" Megabit/s angebunden, die sich in der Praxis im Schnitt eher auf 15 bis 40 Megabit/s beliefen.

Fürwahr ein Fortschritt, aber auch einer mit Abstrichen. Auch andere Anrainer desselben Funkmasten entdeckten zunehmend diese Alternative, was die Verbindungsqualität schon einmal recht "wechselhaft" machte. Auch Schlechtwetter störte immer wieder einmal den Empfang spürbar.

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Unerwartete Rettung

2019 tauchte schließlich ein mehr als überraschender Silberstreif am Horizont auf. Die Energie AG, der einst staatliche und nun weitestgehend privatisierte Energieversorger in Oberösterreich, ersuchte mit einem Schreib um Genehmigung für die Errichtung einer Glasfaser-Anschlussstelle nahe der Grundstücksgrenze, die natürlich erteilt wurde. Ein paar Monate später – nicht lange nach Ende des Corona-Lockdowns – ragte an der vorgesehenen Stelle eine orange Leerverrohrung aus dem Boden.

Es sollte bis August dauern, bis schließlich das eigentliche Anschlussangebot – 100/50 Mbit/s nebst Gebührenbefreiung bis Jahresende – eintrudelte. Der monatliche Kostenfaktor lag zwar höher und die Gebühren für die erstmalige Einrichtung waren auch nicht ohne, nach reiflicher Überlegung fiel aber der Beschluss, dass die Investition in eine zukunftssichere Anschlusstechnologie das Geld wert sei. Nach Ablauf von zwei Jahren, in denen die Energie AG das Netz allein nutzen darf, sollten die Tarife durch den Einstieg der Konkurrenz ohnehin erschwinglicher werden.

Bis zum Anschlusstermin waren freilich noch Vorarbeiten zu leisten. Die Leerverrohrung musste durch die Einfahrt und ins Haus verlegt werden. Dabei zeigte es sich als vorteilhaft, dass meine Eltern sich anno dazumal bei der Errichtung der Einfahrt gegen eine Asphaltierung entschieden hatten.

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Upgrade-Zeit

Am 5. Oktober war es schließlich so weit. Ein Techniker der Energie AG montierte die Anschlussbox, schoss den Leitungsstrang durch die Leerverrohrung und nahm schließlich die Glasfasermodem- und Routerkombination Marke Huawei in Betrieb. Seitdem gehört der Haushalt zu einer noch sehr kleinen Minderheit in Österreich, die sich über FTTH (Fiber-to-the-Home) freuen kann.

Das sorgte in den vier Wänden für Aufrüstbedarf. Zum einen war der WLAN-Empfang am anderen Ende des Hauses aufgrund der neuen Lage des Empfangsgeräts nicht gerade prächtig, und zum anderen verweigerten gleich bei zwei Rechnern die WLAN-Module die stabile Kommunikation mit dem neuen WLAN-Spender.

Also wurden die Wifi-Sticks kurzerhand gegen neuere Modelle getauscht und ein Dreierpack Mesh-Router angeschafft. Nach etwas Recherche und der Entdeckung einer passenden Rabattaktion fiel die Wahl schließlich auf das Deco-M4-System von TP-Link. Die Inbetriebnahme erwies sich als Kinderspiel, und nach etwas Konfigurations-Magie surft nun auch das Obergeschoß ohne Aussetzer und mit voller Bandbreite.

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Aufholbedarf

Der LTE-Router hingegen wird bald seinen Weg auf einen bekannten Second-Hand-Marktplatz im Web finden, um dort weiter Dienste zu leisten, wo die Internetzukunft noch auf sich warten lässt. In vielen Gemeinden muss man sich weiterhin mit langsamer Kupferanbindung zufriedengeben. Mancherorts fehlt sogar eine brauchbare Kompensation über LTE. Den Betroffenen bleibt zu wünschen, dass sich das rasch ändert und man zumindest bald von 5G profitieren kann.

Dass sich irgendein Anbieter erbarmt, abseits des Goiserer Ortskerns Glasfaser zu verlegen, hätte ich bis zum Herbst 2019 nicht im Traum vermutet. Zum Glück hat sich in Österreichs IT-Politik in den letzten Jahren ein bisschen was getan. Nach 20 Jahren Internetmisere war es auch längst an der Zeit. (Georg Pichler, 29.10.2020)