1951 kam "Bambi" hierzulande in die Kinos. Salten verfasste zeitlebens noch weitere Tiergeschichten, aber keine wurde so erfolgreich wie die vom jungen Rehbock.

Foto: Wienbibliothek im Rathaus

Die Geschichte vom Rehkitz Bambi, das seine Mutter bei einer Treibjagd verliert, machte den Wiener Felix Salten weltberühmt. Auch wenn das Original aus 1922 von Walt Disney für den Film weichgewaschen wurde und Salten finanziell schlecht aus dem Deal ausgestiegen ist.

All das ist in der Schau Im Schatten von Bambi im Wien-Museum Musa aber nur Randthema. Denn Felix Salten (1869–1945) war vor allem ein messerscharfer Feuilletonist, Kritiker und kurz auch Theatergründer im brodelnden Wien der Jahrhundertwende und in seinen Funktionen bestens vernetzt mit den Protagonisten der Wiener Moderne. Darauf liegt das Hauptaugenmerk. Und so schaut man in Saltens bei B aufgeschlagenes Adressbuch und erblickt gleich Max Brod und Walter Benjamin, daneben versucht Arthur Schnitzler nach einer harschen Zeitungskritik seines Reigens eine Versöhnung und dankt Peter Altenberg brieflich für eine gute Rezension. Umgekehrt wurde Salten als Autor von Stücken zu jenen gratuliert.

Kompakt und sehr informativ

Selbst in keine begüterte Familie geboren, arbeitet Salten sich ohne Scheu vor Opportunismus hoch und bediente zur Deckung des Lebensstils schlicht auch den Markt, wenn er unter Pseudonym gefloppte Operetten von Johann Strauss umdichtete. Er verfasste aoch weitere Tiergeschichten, aber keine wurde mehr so erfolgreich wie die vom jungen Rehbock.

Mit "Einmal alles über Salten" ließe sich die kompakte, sehr informative Schau zusammenfassen. Material gibt es genug, hat doch die Wienbibliothek 2015 Saltens Nachlass von dessen Erben in Zürich erworben. Dorthin war der assimilierte Jude 1939 vor den Nazis geflohen. Zwischen den nun in Wien befindlichen Briefen von über 700 Korrespondenzpartnern, Saltens Taschenkalendern, dem ausgestellten Spazierstock und Reisenecessaire fand sich jedoch kein Hinweis auf seine Urheberschaft am erotischen Roman Josefine Mutzenbacher. Dem geht die Wienbibliothek im Rathaus nach.

Auch wenn vom Entdecken des literarischen Werks wegen Mittelmaß und Schwulst eher abgeraten wird, bricht sich in der Figur schillernd ihre Zeit. (wurm, 15.10.2020)