Hilfe vor Ort. Österreich leistet rasch Hilfe vor Ort. Wir wollen keine Kinder und Jugendlichen aus dem Elendslager auf der Insel Lesbos nehmen, weil da kommen sonst Millionen nach, aber wir leisten Hilfe vor Ort. Das ist das türkise Mantra seit Monaten, und einzelne Sozialdemokraten wie der burgenländische Landeshauptmann beten die Litanei mit.

Die Situation der Flüchtlinge auf Lesbos ist verheerend, bei Österreichs Versprechen von "Hilfe vor Ort" handelt es sich um reine Inszenierung.
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Und siehe, Mitte September flog Innenminister Nehammer mit einer riesigen Antonow nach Griechenland und lieferte vor Ort 55 Tonnen Hilfsgüter ab. Nehammer selbst posierte stolz mit aufgekrempelten Ärmeln. Türkise Inszenierung. Er brachte 400 Familienzelte mit Winterkit für 2.000 Personen mit. Dazu 2.000 Hygienepakete, Zeltheizungen, Decken, Matratzen usw. Also, nicht ganz vor Ort. Das Material ist großteils in Athen eingelagert, kam gar nicht bis Lesbos. Zelte haben die Griechen anscheinend genug.

Allerdings standen die nach den jüngsten Regenfällen unter Wasser, weil das neue Camp, ebenso wie das alte Moria, keine brauchbare Infrastruktur hat. "Die nächste Katastrophe mit Anlauf" nennt das Caritas-Geschäftsführer Klaus Schwertner. Rund 7.500 Menschen leben jetzt dort, davon 40 Prozent Kinder.

Die unausgesprochene Politik der Hardliner in Griechenland und anderswo ist es, die Zustände so zu lassen, um andere abzuschrecken. Inzwischen kommt der Winter. Österreich? Als "Hilfe vor Ort" wieder was schicken, vielleicht Gebetsbücher? (Hans Rauscher, 15.10.2020)