Was Wunder, dass H.-C. bei den Ex-Parteifreunden heute so beliebt ist wie ein Hexenschuss.

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Sic transit gloria mundi: Dieser Satz geht H.-C. Strache in diesen Tagen gewiss häufig durch den Kopf. Es verdichtet sich der Eindruck, dass sich eine große Karriere mit vielen Höhen und Tiefen dem Ende zuneigt.

Vom bescheidenen Beginn in einer Zahntechniker-Klause führte die Laufbahn steil empor zum Amt des Vizekanzlers in einer türkis-blauen Koalition, die das Land so dringend brauchte wie einen Hammer ohne Stiel. Damals schienen die freiheitlichen Bäume in den Himmel zu wachsen. Die staatliche Apanage war beträchtlich und kam zuverlässig aufs Konto. In jedem Kabinett fanden sich schmissgeschmückte Burschenschafter zuhauf.

Allein dem steilen Aufstieg folgte der Fall. Nach dem brustbetonten Sensationsauftritt H.-C.s als Zack-Zack-Feinripp-Model ging es bergab. Die FPÖ spaltete sich, Straches Partie versuchte unter dem psychedelischen Namen THC ihr Glück. Immerhin verfolgten beide FPÖ-Hälften noch gemeinsam das Ziel, Wähler zu vertreiben. Erfolgreich, wie die Wien-Wahl zeigt. Was Wunder, dass H.-C. bei den Ex-Parteifreunden heute so beliebt ist wie ein Hexenschuss.

Simulation eines Politikers

Strache muss nun kleinere Brötchen backen. Wo früher am Monatsende ein paar Zehntausender herüberwuchsen, winkt jetzt ein Job als Bezirksrat mit einem Bettelhonorar, mit dem sich nicht einmal die Tschick ausgehen, vom Hauptwohnsitz in Wien und dem Nebenwohnsitz in Klosterneuburg zu schweigen. H.-C. spekuliert daher damit, ein "Medium" zu gründen. Das würde Österreich so dringend brauchen wie ein Messer ohne Klinge, dem der Griff fehlt.

Strache ist ein Politiker, der verstanden hat, dass man mit einer weltanschaulichen Minimalbotschaft (Ausländer deppert, Muslime sehr deppert) karrieretechnisch weit kommen kann. Zugleich hat er aber stets den Eindruck eines ideologischen Flachwurzlers vermittelt.

Ein rassereines Österreich oder die Wiederbelebung von Großdeutschland war ihm so wurscht wie lang. Ihm ging es um Gratisdienstautos, Gratismiete, Gratislachsbrötchen und ein paar gute Jobs für die Haberer.

Das war das Beruhigende an Strache und unterschied ihn von manch bösartig rabiatem oder bedrohlich zuckersüßem Parteifreund. Die Komiker flennen H.-C., dieser Simulation eines Politikers, bitterlich nach. Und wenn Sie den Krisenkolumnisten fragen: völlig zu Recht. (Christoph Winder, 17.10.2020)