Das Wiener Geigerpaar Christian und Lydia Altenburger fühlt sich in harten, schwarz-weißen Kontrasten so richtig zu Hause. In ihrer Wohnung im sechsten Bezirk findet sich auch das Geheimnis einer wirklich guten Ehe.

"Kontraste sind Teil meines Lebens, sowohl im Visuellen als auch im Musikalischen. Ich liebe Kontraste, die mal sanften, mal etwas härteren Übergänge von einem Zustand in den anderen. Ich brauche diese Klarheit, diese klar definierte Grenze.

Strenge Musik liegt mir sehr. Ich bin ein großer Freund von Bach, seine harten Anschläge spiegeln gut meinen Geschmack und wohl auch meinen Charakter wider. Und auch in unserer Kleidung, die meine Frau Lydia und ich bevorzugen, wenn ich uns so anschaue, findet sich das Dunkle und Kontrastreiche wieder. Aber da unterscheiden wir uns wahrscheinlich nicht so sehr von vielen anderen Kunstschaffenden.

Christian und Lydia Altenburger wollen kein "weiches Ambiente" in ihrer Altbauwohnung.
Foto: Lisi Specht

Auch diese Wohnung hier ist voller Kontraste aus Alt und Neu, aus Groß und Klein, aus Schwarz und Weiß. Manches sieht aus, als wäre es aus einem Guss. Tatsächlich aber ist diese Wohnung über viele Jahre so entstanden, hat sich laufend verändert, hat immer wieder einen Raum- und Funktionstausch erlebt. Und so wie ich Bach in meinen Ohren liebe, klingt diese Wohnung eindeutig mehr nach Bach als etwa nach Mozart, Chopin oder Debussy.

Keine Frage, ich mag Chopin- und Debussy-Wohnungen! Ich fühle mich in gemütlichen Wohnungen, wenn ich dort auf Besuch bin, auf Anhieb wohl. Aber zu Hause wäre so ein weiches Ambiente für uns eher nicht vorstellbar.

Auch beim Üben, Arbeiten und Einstudieren neuer Stücke brauche ich Ordnung und Struktur, und das ist bei Lydia nicht anders. Leider sehen das unsere Kinder nicht so, weil man in jungen Lebensjahren keine allzu große Identifikation mit Ordnung hat, aber wir haben unsere räumlichen Deals getroffen und Spielregeln definiert, und so kann sich jede Altersgruppe in ihrem Revier mit ihren eigenen strukturellen Vorstellungen austoben.

In der Wohnung der Altenburgers wohnte zuvor ein Messie. Die Renovierung dauerte einige Monate.
Foto: Lisi Specht

Das ist eine wunderschöne Wohnung in einem Jugendstilgebäude im sechsten Bezirk. Man kann sich kaum vorstellen, wie es hier ausgesehen hat, als ich die Wohnung zum ersten Mal besichtigt habe! Sie war in einem komplett verwahrlosten Zustand, nachdem hier zuvor ein wahnsinniger Messie gewohnt hatte. Es hat viel Fantasie und Zuversicht gebraucht, um sich einen schönen, einladenden Eindruck dieser Räumlichkeiten vorzustellen. Es hat Monate gedauert, bis wir die Wohnung repariert und renoviert, bis wir eine neue Heizung und Stromverkabelung installiert haben.

Als meine Frau 2007 eingezogen ist, haben wir noch einmal ein bisschen umgestellt und hatten das Glück, dass die Mietwohnung unter uns frei geworden ist und wir sie mit einer internen Treppe anbinden konnten.

Heute haben wir insgesamt 300 Quadratmeter. Die untere Etage nutzen wir als unseren Privatbereich, für kleine Hauskonzerte sowie zum Üben, mit akustisch gepolsterten, schalldichten Türen zwischen den Arbeitszimmern. Die obere Etage gehört dem Wohnen, dem Beisammensein und unseren Kindern.

Heute stehen ihnen insgesamt 300 Quadratmeter auf zwei Etagen zur Verfügung, oben wird gewohnt, unten musiziert.
Foto: Lisi Specht

Ich sage immer: Gut, dass meine Frau und ich einen sehr ähnlichen Geschmack haben. Sie sagt immer "well, mostly ähnlich" und ist froh darüber, dass sie die Wohnung mit Stoffen und Pölstern schon etwas gemütlicher gestalten konnte. Das, was mir jetzt noch bevorsteht, sind Vorhänge. Wir sind mitten im Diskussionsprozess, ich fürchte mich schon.

Eines wäre uns noch wichtig zu sagen, weil wir uns lieben und das Geheimnis einer gut funktionierenden Ehe für uns entdeckt haben – zwei getrennte Badezimmer für sie und ihn! Wenn man gemeinsam wohnt und arbeitet, im gleichen Job tätig ist und auch gemeinsam Hauskonzerte gibt, wo wir in regelmäßigen Abständen Freunde und Bekannte einladen, sind zwei Bäder Gold wert!

Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber ich hoffe, dass wir unsere Hauskonzerte bald wiederaufleben lassen können!" (Wojciech Czaja, 19.10.2020)