Händewaschen: Was bei uns eine simple Frage der Disziplin ist, scheitert anderswo an der fehlenden Möglichkeit.
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Unter all den Einschränkungen und Veränderungen, denen die Covid-19-Pandemie unseren Alltag unterworfen hat, sind drei grundlegende Verhaltensweisen noch die weitaus geringste Belastung: Maske tragen, Abstand halten und sich regelmäßig die Hände waschen. Wer sich nicht daran hält, kann auf wenig Verständnis hoffen. Schließlich sind das Maßnahmen zur Reduktion der Infektionsgefahr, die wirklich jeder durchführen kann.

Aber ist das tatsächlich so? Hierzulande ja – aber bei weitem nicht überall auf der Welt. Darauf machte das UN-Kinderhilfswerks UNICEF anlässlich des internationalen Tages des Händewaschens am 15. Oktober aufmerksam. Es ist ein Reality-Check, der uns daran erinnert, wie unterschiedlich die Lebenswelten in den entwickelten und weniger entwickelten Regionen der Welt aussehen.

Ernüchternde Zahlen

Etwa drei Milliarden Menschen, also 40 Prozent der Weltbevölkerung, können sich laut UNICEF zuhause die Hände nicht mit Wasser und Seife waschen. Besonders schlecht stünden weniger entwickelte Länder da: Dort hätten fast drei Viertel der Menschen zuhause keinen geeigneten Zugang zu Wasser und Seife. Auch 43 Prozent der Schulen verfügen über keine entsprechende Einrichtung – davon sind 818 Millionen Kinder im Schulalter betroffen.

Was schon bisher ein Hygieneproblem war, ist durch die Pandemie noch einmal auf eine neue Ebene gehoben worden. Beim Ausbruch fehlte der Hälfte aller Kinder eine grundlegende Wasserversorgung, und mehr als der Hälfte fehlte der Zugang zu sanitären Einrichtungen. "Händewaschen mit Seife ist für Millionen Kindern dort, wo sie geboren werden, leben und lernen, nach wie vor unmöglich", sagt Kelly Ann Naylor von der UNICEF. "Es ist nicht hinnehmbar, dass die schwächsten Gemeinschaften nicht in der Lage sind, sich selbst und ihre Angehörigen durch die einfachsten Methoden zu schützen."

Die einzige Möglichkeit, die Lage zu verbessern, ist der Aufbau der Infrastruktur. UNICEF und die WHO haben dafür die Initiative "Handhygiene für alle" ins Leben gerufen, die entsprechende Programme in den betroffenen Staaten unterstützen soll. (red, 17. 10. 2020)