Shakespeare (Marius Zernatto, re.) trifft auf seine eigene Schöpfung, den Puck (Stefan Rosenthal).

Foto: Rita Newman

Wien – Aus keinem anderen literarischen Werk wird so gerne geplündert wie aus den Dramen William Shakespeares. Seine Stoffe sind lukullisch, lustig und lupenrein. Auch die Allerjüngsten sollen davon profitieren. Das Theater der Jugend in Wien (TdJ) hat seine Spielzeit nun mit einem Stück für ein Publikum ab sechs Jahren eröffnet: Das große Shakespeare-Abenteuer. In dem 2004 uraufgeführten Text von TdJ-Leiter Thomas Birkmeir steht der Barde selbst im Mittelpunkt. Er plumpst entlang eines von der Feenwelt aus gesteuerten Roadmovies von einem Dramenschauplatz in den nächsten.

Der Bildungsauftrag ruft! Der Name Shakespeare bringt zwar bei Sechsjährigen keine Glocken zum Läuten, bei Eltern und Lehrern dafür umso mehr. Was für die jungen Zuseher zählt, sind Motive, Magie und Moral eines ehrgeizigen und sympathischen Helden vom Dorf, der so gerne Schauspieler und Dichter wäre und dem nun als Renaissance-Teenager in Pumphosen alle dafür nötigen Inspirationen widerfahren.

Üppige Kostüme

Birkmeir nützt den Spirit aus der Feenwelt als Treibstoff der Geschichte (Regie: Felix Metzner). Der koboldhafte Hofnarr Puck (Stefan Rosenthal) aus Ein Sommernachtstraum wird zum beschützenden Gefährten Williams (Marius Zernatto), denn der Feenkönig Oberon trachtet dem Jungpoeten nach dem Leben (weil er dessen schmähende Dichtkunst fürchtet).

Will und Puck landen bei Caliban und Co auf der Insel aus dem Sturm, werden weiterverzaubert zu den Macbeth-Hexen und wirken lebensberatende Wunder am König Lear. Diese Fantasywelt mit schön üppigen Kostümen (Andrea Bernd) läuft mit allen technischen Annehmlichkeiten schnurrend ab, wirkt aber nicht taufrisch. Man könnte auch über die intensive Verwendung des Begriffs "Weib" nachdenken. (afze) (Margarete Affenzeller, 16.10.2020)