In Salzburg und Bregenz werden die Festspielhäuser saniert. Zuletzt hatte es schon hineingeregnet.

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Zur Lobpreisung des größten Brockens im neuen Kulturbudget war zuletzt sogar der Bundeskanzler ausgerückt. Sebastian Kurz, schon auf der Autobahn Richtung Salzburg unterwegs, wurde dann zwar von einem Covid-Fall im Kanzleramt ausgebremst, der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bekommt aber auch so, was er seit langem forderte. Für die Sanierung und den Ausbau der maroden Festspielhäuser in Salzburg und auch Bregenz werden im kommenden Jahr neun Millionen Euro lockergemacht, bis 2024 sollen von Bundesseite weitere 70 Millionen fließen. Damit ist ein Drittel der 30 Millionen Erhöhung, die es im Kulturbudget für 2021 gibt, für die stark tourismusrelevanten Festspiele reserviert.

Ein weiteres Drittel fließt mit neun Millionen in eine Subventionserhöhung der Wiener Privattheater (Josefstadt, Volkstheater, Theater der Jugend), in die Vorbereitungen zur Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl 2024, in die Sanierung von Ateliers, in den Betrieb des neuen Albertina-Standorts Albertina Modern im Künstlerhaus (1,5 Millionen) und in Depotflächen für ein neues Filmarchiv.

Verdoppelung des Musikfonds

Das letzte Drittel sind jene zwölf Millionen, über die sich Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) "besonders freut", wie sie sagt. Es ist jener Budgetposten, der Künstlerstipendien und Förderung von Einzelprojekten aus allen Sparten, von Literatur über Film, Theater, Musik, Kunst bis hin zu Formen, die bislang in keine Förderschienen gepasst haben, beinhaltet. Es sind Mittel, die außerdem direkt bei den Künstlern ankommen. Mit einer Verdoppelung des Musikfonds auf 1,2 Millionen Euro werden beispielsweise Tourneen und neue Alben von Musikern aus allen Genres gefördert, die sonst nicht möglich wären.

Gerade diese Direktförderung war in der Corona-Pandemie zuletzt so wichtig geworden. Im Gespräch mit dem STANDARD betont Mayer aber, dass Corona-Hilfen und Kulturbudget dennoch strikt voneinander getrennt wurden: "Wir haben 2020 schon 160 Millionen zusätzlich zum regulären Kulturbudget in die Hand genommen. Jetzt gibt es ein tatsächliches Plus von 30 Millionen – ich kenne die vergangenen Budgets sehr gut und glaube, dass wir jahrzehntelang nicht eine solche Erhöhung gehabt haben. Mir ist wichtig, dass darin keine Corona-Hilfen eingerechnet sind, sondern dass diese Mittel zusätzlich kulturpolitischen Gestaltungsspielraum geben."

So wurden jene, die den überwiegenden Teil des Gesamtbudgets (das bei 496 Millionen Euro liegt) bekommen – die Bundestheater und Bundesmuseen –, bislang mit Hilfen aus den Corona-Töpfen über Wasser gehalten. Das soll auch 2021 der Fall sein – eine weitere Erhöhung der Basissubvention für die Häuser des Bundes aus dem Kulturbudget ist laut Mayer erst für die Zeit nach Corona vorgesehen.

Fair Pay rückt in den Fokus

Dass Albertina, Staatsoper und Co das Ausbleiben der Touristenströme enorm zusetzt, ist Mayer klar. Und selbstverständlich versuche man hier wie dort, mehr heimisches Publikum in die Häuser zu locken. "Man kann natürlich sagen: Das Gute am Schlechten ist, dass wir durch die Pandemie jetzt vielleicht schneller zu neuen Lösungen kommen." Etwa wenn es um gemeinsame Jahreskarten für Museen in ganz Österreich geht, wie sie der Museumsbund seit Jahren fordert. "Wir haben für die Bundesmuseen jetzt einmal eine Bundesmuseen-Card, die zum einmaligen Eintritt in alle Häuser berechtigt, und natürlich gibt es Gespräche mit dem Museumsbund, ob man darüber hinaus auch gemeinsame Besuchermöglichkeiten erschließen kann."

Ob das langfristig auf zwei Karten hinauslaufen könnte, eine für die Bundesmuseen und eine für das restliche Österreich, will Mayer nicht kommentieren. "Ich möchte nur sagen, dass wir jetzt alle flexibler werden. Manche Schranken, die früher gute Lösungen verhindert haben, sind jetzt einfach viel niedriger."

So liegen die Argumente für mehr Engagement für sozialere Arbeitsbedingungen im Kulturbetrieb mittlerweile auf der Hand. "Wir haben gerade mit einem großen Fair-Pay-Prozess begonnen. Gemeinsam mit den Bundesländern, wo es eine sehr positive Zusammenarbeit gibt. Wir ziehen hier an einem Strang und wissen, dass uns hier einiges gelingen muss." Schon im Frühjahr wolle man "Lösungen und Empfehlungen präsentieren".

Sparstift ab 2023?

Im Bundesfinanzrahmen ist allerdings ab 2023 wieder eine deutliche Senkung des Kulturbudgets vorgesehen – ist das die Krot, die Mayer in den Verhandlungen schlucken musste? "Also eine Krot schlucke ich selten und schon gar nicht, wenn es ums Budget geht." Es werde ja auch in den nächsten Jahren wieder verhandelt. "Und mein Ziel ist eindeutig, dass es weitere Erhöhungen geben soll."

Was die Möglichkeit erneuter Verschärfungen der Corona-Maßnahmen im Kulturbereich betrifft, so kann Mayer zwar nichts ausschließen. Generell sei der Kulturbetrieb aber sehr diszipliniert und das Risiko "kalkulierbar". (Stefan Weiss, 17.10.2020)