Die afghanische Polizei kontrolliert ein Fahrzeug. Die Zentralregierung arbeitet immer wieder auch mit lokalen Kriegsherren zusammen.

Foto: EPA / Uhammad Sadiq

Kabul – In Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban das Tal einer bekannten Kriegsherrin überfallen. Seit Mittwoch nahmen die Aufständischen in einem Bezirk der Nordprovinz Baghlan mehrere Dörfer ein, wie Augenzeugen aus dem Tal berichteten. Talibansprecher Zabihullah Mujahid erklärte daraufhin, dass die als "Kommandantin Kaftar" bekannte Kriegsherrin zu den Islamisten übergelaufen sei. Per Telefon bestritt die rund 70-Jährige dies.

Kaftar, die eigentlich Bibi Aisha Habibi heißt, gilt als einzige Kriegsherrin Afghanistans. Mit einigen Dutzend bewaffneten Männern kontrollierte sie bisher einen kleinen Teil eines Provinzbezirks. Einige Männer seien bei dem Taliban-Angriff getötet worden, weitere übergelaufen, sagte ein enger Verwandter Kaftars. Der Bezirk Nahrin sei zum größten Teil unter Taliban-Kontrolle. Mehr als die Hälfte der Bezirke in der Provinz Baghlan sind umkämpft.

Kaftar kämpfte laut Berichten der Provinzregierung Baghlans bereits im Widerstand der Mujaheddin gegen die damalige Sowjetunion. Sie verteidigte ihr Tal während des afghanischen Bürgerkriegs in den 1990er-Jahren und kämpfte später gegen die Taliban. Viele Täler und abgeschiedene Gegenden Afghanistans werden auch heute noch von lokalen Kriegsherren und Milizen verteidigt, die mit der Zentralregierung in Kabul zusammenarbeiten. (APA, 17.10.2020)