Derzeit gibt es gar keine Kapazitätsengpässe in Schwechat.

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Wien – Der Passagierbetrieb an den meisten Flughäfen ist Corona-bedingt praktisch zum Erliegen gekommen. Der sanfte Schwung aus dem Sommer ist herbstlichem Dämmern gewichen.

Dem Flughafen Wien bescherte die Krise im September ein drastisches Passagierminus von 81 Prozent auf 562.247 Reisende. Die Corona-Reisewarnungen für Wien – unter anderem von Deutschland oder den Niederlanden – treffen sowohl die Fluglinien als auch den Airport hart.

Die Hoffnung auf Besserung, die noch im Sommer angesichts der da gesunkenen Infektionszahlen aufgekeimt ist, hat sich wieder zerschlagen. Im August war das Minus bei 75 Prozent gelegen. Klimaaktivisten beispielsweise vom WWF forderten angesichts der Lage immer wieder einmal das Aus für die dritte Piste für Wien-Schwechat.

Ungeliebtes Großprojekt

Auch die grüne Umwelt- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hat sich bislang naturgemäß nicht eben als große Freundin des vom Flughafen Wien geplanten Großprojekts gezeigt.

Jetzt ist die Distanz offenbar auf ein Maximum gewachsen. Sie rechne nicht mehr damit, dass die umstrittene dritte Piste am Flughafen Wien angesichts des Corona-bedingten Einbruchs beim Flugverkehr noch gebaut wird. "Ich gehe davon aus, dass der Flughafen seine Pläne an ein geändertes Verhalten anpasst", sagte Gewessler im Ö1-Journal zu Gast am Samstag.

So sehen die Pläne für den Ausbau aus.

Bereits in den Monaten davor hat sie erklärt, dass sie davon ausgehe, dass der Flughafen Wien eine Entscheidung "im Lichte der aktuellen Situation" treffen werde. Flughafen-Vorstandsmitglied Julian Jäger bekräftigt gegenüber dem STANDARD, was Vorstandskollege Günther Ofner bereits im Sommer angedeutet hat. Jetzt unmittelbar bestehe keine Entscheidungsnotwendigkeit. "Wir haben immer gesagt, die dritte Piste wird gebaut, wenn es die Genehmigung gibt, wenn es die Nachfrage gibt und wenn es sich rechnet." So gesehen habe sich die Position seit zehn Jahren nicht geändert, so Jäger.

Jetzt heiße es einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Heute zu sagen, dass die dritte Piste sicher nicht gebraucht und gebaut werde, wäre der falsche Weg. Das gelte im Übrigen für alle Investitionen. Jetzt gelte es einmal, die "schlimmste Krise der Luftfahrt" zu bewältigen, so Jäger.

Fixkostenzuschuss

Und das auch mithilfe des Staates. In den nächsten Wochen will der Flughafen den Fixkostenzuschuss beantragen. Über die Höhe schweigt man sich aus. Die Aufrechterhaltung des Betriebs kostet laut früheren Angaben jedenfalls monatlich bis zu 20 Millionen. (rebu, 18.10.2020)