Guilherme Marinato hütet das Lok-Tor.

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Wien – Wenn Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg am Mittwoch (18.55 Uhr/live Sky) zum Auftakt der Champions League Lok Moskau empfängt, wird einer ganz genau hinschauen: Alfred Tatar, aktueller Sky-Experte, betreute den Topclub als Co-Trainer von Raschid Rachimow von 2008 bis 2009 und hat nach wie vor einen "heißen Draht" in die russische Hauptstadt. Tatar erwartet eine "zähe Angelegenheit" für die "Bullen".

"Meine einzige Trainerstation bei einem relevanten Verein, aber leider ohne Erfolg", urteilte Tatar mit viel Selbstironie über das Lok-Engagement, das nach Platz sieben in der Saison 2008 im Jahr darauf nach den ersten sechs Runden verfrüht endete. "Wir haben etwas Fundamentales übersehen: Beim Zusammenbau der Mannschaft waren einige 'Altlasten' nicht wegzukriegen, und unser Konzept war dann vielleicht auch nicht ganz das richtige", erinnerte sich Tatar.

"Ich erinnere mich gerne an Lok"

Zusammen mit den hohen Erwartungshaltungen sei sich das dann nicht mehr ausgegangen. Dennoch: "Ich erinnere mich gerne an Lok", sagte Tatar, "von den Möglichkeiten her war es ein Paradies für Trainer". Daran dürfte sich in den vergangenen Jahren nichts geändert haben, auch wenn mit dem 41-jährigen Serben Marko Nikolic (u.a. Partizan Belgrad und FC Fehervar) derzeit ein international recht unbekannter Mann an der Seitenlinie steht.

Tatar, einst auch Chefcoach der SV Ried, der Vienna und des SV Mattersburg, ist nach wie vor nicht nur mit Loks Tormann-Trainer in Kontakt, sondern auch mit Rachimow. Der übernahm am 11. Oktober das Ruder bei Ufa und unterlag just in seinem ersten Spiel am vergangenen Samstag bei seinem Ex-Club mit 0:1. Tatar zeigte sich von Lok, das nach elf Runden nur drei Punkte hinter Leader Zenit St. Petersburg an vierter Stelle liegt und dabei nur sieben Gegentore kassiert hat, durchaus beeindruckt. "Eine routinierte Truppe mit einem gewissen Alter und Niveau, ohne ausgesprochenen Star. Diszipliniert, organisiert und athletisch-kämpferisch", fasste er zusammen.

Flache 4-4-2-Formation

Im Gegensatz zu Salzburg pflege Lok (Marktwert laut transfermarkt.at ca. 83 Mio. Euro – Salzburg 144 Mio.) mit seiner flachen 4-4-2-Formation egal ob zuhause oder in der Fremde kein Angriffs-, sondern ein Mittelfeldpressing. "Dort versuchen sie, Räume zu schließen. Und wenn es schnell geht, kann es auch für Salzburg problematisch werden", sagte Tatar, der nicht zuletzt die beiden Flügel Anton Mirantschuk und Wladislaw Ignjatew hervorhob – auch wenn Letzterer gegen Ufa wegen entzündeter Achillessehne fehlte.

Dazu kämen mit Fjodor Smolow oder dem erst vor zwei Wochen vom FC Porto geholten Ze Luis starke Stürmer sowie der routinierte Pole Grzegorz Krychowiak als "Um und Auf" im Mittelfeld. Schwächen ortete Tatar in der zentralen Verteidigung, wo mit dem Brasilianer Murilo und Kroatiens Vizeweltmeister Vedran Corluka zwei "große und relativ steife" Kicker das Kommando führen.

"Es wird eine zähe Angelegenheit, das Durchkommen wird schwierig", prophezeite Tatar, der sich einen Salzburger 1:0-Sieg erwartet. Ein 4-2-2-2 mit zentral orientierten Dominik Szoboszlai und Masaya Okugawa ist für Tatar die Waffe der Wahl, um in die Zwischenlinienraum zu kommen und von dort den letzten Weg zum Tor zu suchen. Zlatko Junuzovic könnte als "Spieler, der das Tempo bestimmen kann", zum entscheidenden Faktor werden. "Das ist das Thema dieses Spiels: Tempo machen oder Tempo herausnehmen." (APA; 19.10.2020)