Bietet der Corona-Wut eine mediale Plattform: das "Corona-Quartett" auf Servus TV.

Screenshot: Servus TV

Größer hätte der Kontrast kaum sein können: Sonntagabend die Corona-Skeptiker und -Beschwichtiger im Corona-Quartett auf Servus TV, Montagvormittag das Regierungsquartett der Bundesregierung via APA-Livestream mit der Verschärfung der Maßnahmen.

Wie man auch Letztere beurteilt – eines ist gewiss: Servus TV ist der Sender für jene, die das alles für übertrieben, hysterisch und "theatralisch" halten. Die Ouvertüre zum Corona-Quartett wird gespielt von einem, der sich "der Wegscheider" nennt und kein Hehl daraus macht, was er etwa vom temporären Lockdown in Kuchl hält. Er bemüht "offizielle" Zahlen – bereitet sie aber so auf, dass sie am Ende lächerlich klingen, etwa mittels einer Straßenbaugleichung, unter Ignoranz der Tatsache, dass sich so ein Virus recht leicht ziemlich exponentiell ausbreiten kann.

Dann das Quartett: der umstrittene Infektionsepidemiologe Sucharit Bhakdi, der nicht minder umstrittene Wirtschaftspublizist Roland Tichy, Nina Ruge, die auch Biologin ist – und Ottfried Fischer, dessen Bezug zu Corona ist, dass er während der Pandemie geheiratet hat. Die Diskussion mäanderte zwischen kurioser Verleugnung (es gibt keine validen Zahlen über Erkrankungen, sagte Bhakdi), berechtigter Kritik (Politiker verbreiten teilweise Panik und ruinieren damit die Wirtschaft, sagte Tichy), "Setzt euer Hirn ein"-Rhetorik (Ruge) und Unterhaltungselementen (Fischer). Es ist gar nicht so sehr jede einzelne Wortmeldung, eher die Gesamtheit der Corona-Inszenierung, die den Eindruck vermittelt, dass es hier sehr angestrengt darum geht, auf jeden Fall dagegen zu sein. Servus TV als Plattform für Corona-Wut. (Petra Stuiber, 19.10.2020)