Man greift im Supermarktregal zur Bratwurst, freut sich schon auf den Fleischgenuss – nur um dann zu Hause beim Ausräumen des Einkaufs verärgert festzustellen, dass man zu einem vegetarischen wurstähnlichen Produkt gegriffen hat. Wer kennt das nicht? Besser gefragt: Wer kennt das? Das Europäische Parlament stimmt am Dienstag über eine Verordnung ab, die Begriffe wie "Wurst", "Schnitzel" oder "Burger" für fleischlose Produkte verbieten würde.

Vegane und vegetarische Wurstersatzprodukte.
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Die Forderung ist absurd. Denn vegetarische Alternativen zu fleischhaltigen Lebensmitteln existieren nur deshalb, weil sich Konsumenten bewusst dafür entscheiden – deswegen steht ja groß "vegetarisch" auf den Packungen. Niemand vermarktet fleischlose Produkte für einen versehentlichen Kauf.

Die Initiative ist ein durchschaubarer Versuch, der Fleischindustrie einen Gefallen zu tun. Die leidet nämlich massiv darunter, dass in Europa immer weniger Tiere gegessen werden. Das ist allerdings eine sehr wichtige Entwicklung für Klima- und Tierschutz – die die Union lieber vorantreiben statt behindern sollte.

Wenn es den Abgeordneten um Transparenz bei der Lebensmittelkennzeichnung geht, wäre es also besser, die Haltungsbedingungen der verarbeiteten Tiere in der Werbung realistisch darzustellen. Dann greifen vielleicht mehr Menschen zur vegetarischen Wurst. (Sebastian Fellner, 20.10.2020)