Bild nicht mehr verfügbar.

Vor verschlossenen Türen steht man ab sofort in Belgien, wenn man auswärts essen oder trinken möchte.

Foto: REUTERS/Johanna Geron

In Belgien begann am Montag der zweite Lockdown im öffentlichen Leben seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr, die sich damals rasend ausgebreitet und bis Mai 8.000 Menschen das Leben gekostet hatte. Wie damals versucht die Zentralregierung, die seit zwei Wochen regelrecht explodierenden Infektionszahlen abzufangen.

Alle Lokale, Cafés und Restaurants sind für vier Wochen geschlossen. Herbstferien für Schulen werden teilweise verlängert. Zudem gibt es eine allgemeine Ausgangssperre zwischen Mitternacht und fünf Uhr früh.

Keine privaten Feiern erlaubt

Enge soziale Kontakte außerhalb des familiären Lebensbereichs müssen auf eine (!) Person reduziert, Treffen mit anderen auf maximal vier Leute beschränkt werden, zu Hause wie auf der Straße. Private Feiern sind untersagt, jeder der kann, soll von zu Hause aus arbeiten, und einiges mehr.

Es geht die Angst um, ein Szenario wie im März könnte sich wiederholen. Zwar ist die Zahl der Toten derzeit noch niedrig, im unteren zweistelligen Bereich. Im Frühjahr auf dem Höhepunkt der Krise starben manchmal mehr als 300 pro Tag an oder mit Corona. Aber: Vor dem Wochenende wurde die psychologisch wichtige Schwelle von 10.000 Infektionen pro Tag überschritten, viel zu viele für ein Land mit elf Millionen Einwohnern, auch wenn mit fast 50.000 Proben pro Tag viel getestet wird.

Ältere wieder betroffen

Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke, ein Sozialdemokrat, warnte drastisch: "Wir sind ganz nahe an einem Tsunami", sagte er, insbesondere in Brüssel und in der Wallonie im Süden. Was die Behörden beunruhigt: Nach den Ferien war es im September vor allem die Altersgruppe der Zehn- bis 29-Jährigen, die den Hauptteil der Infizierten ausmachte, großteils mit milden Krankheitsverläufen. Das verschiebt sich nun zu den Älteren, entsprechend steigt die Zahl der Hospitalisierungen, in einer Woche um 100 Prozent, knapp 2.500 Fälle. Dementsprechend wuchs die Zahl der Intensivpatienten (412).

Experten von Sciensano, dem Krisenstab, informieren die Bürger täglich in aller Transparenz. Das Wichtigste sei jetzt, Kontakte zu reduzieren, so gut es geht, sich abzuschotten, die Hygieneregeln einzuhalten. (Thomas Mayer, 19.10.2020)