Herbert Koch (links) und Markus Schafferer reduzieren laut Insidern ihre geschäftlichen Beziehungen.

Foto: Pema Holding

Tiroler Selfmademan, der mit viel Einsatz ein Immobilienimperium aufbaute: Diese Beschreibung ist unweigerlich für René Benko und seinen Milliardenkonzern Signa reserviert. Doch es gibt noch einen zweiten aufstrebenden Immobilienentwickler aus Tirol, der erst in der Heimat, später in Wien von sich reden machte: Markus Schafferer.

Im zarten Alter von 27 Jahren gründete er 2005 die Pema-Gruppe, die mittlerweile Immobilienprojekte im Volumen von einer Milliarde Euro abgewickelt hat. Erst war Innsbruck der Hotspot, wo unter anderem das erste Hochhaus seit den Olympischen Spielen 1976 errichtet wurde. Dann folgten Aktivitäten in Südtirol, und seit sechs Jahren beackert Schafferer den Wiener Markt.

Aufstieg in Wien

Nach dem Erwerb des Porr Towers kam es 2017 zu einer Bündelung der Kräfte: Mit dem früheren Kika-Leiner-Eigentümer und -Chef Herbert Koch, der beim Verkauf der Möbelhandelsgruppe 500 Millionen Euro eingestreift haben soll, wurde ein finanzstarker Partner in die Pema geholt. Koch und seine Frau Friederike beteiligten sich mit knapp 50 Prozent an der Pema, FPÖ-Spender Schafferer behielt die Mehrheit.

Der Kassensaal der einstigen Creditanstalt ist denkmalgeschützt.
Foto: Pema Holding

Die Zusammenarbeit brachte dem Tiroler ein weiteres Großprojekt ein: Pema entwickelt gerade das von den Kochs erworbene Immobilienprojekt Schottengasse 6–8, besser bekannt als altehrwürdige Zentrale der Creditanstalt (CA) mit historischem Kassensaal. Wo dereinst – unter anderem durch den Zusammenbruch der CA – Geschichte geschrieben wurde, bieten künftig Spar und McFit ihre Waren und Dienstleistungen an.

Beziehung abgekühlt

Trotz gemeinsamer Großprojekte dürfte die Beziehung in letzter Zeit etwas abgekühlt sein. Jedenfalls berichten Insider von einer Lockerung der Bindung. Demnach werden die Kochs ihre Beteiligung an der Pema deutlich reduzieren. Ein Zerwürfnis, über das zuletzt spekuliert wurde, wird von Schafferers Umfeld zurückgewiesen. Vielmehr wolle die Familie Koch nur noch Finanzbeteiligungen halten und keine strategische Partnerschaft mehr, heißt es. Offiziell wollten weder Pema noch Koch eine Stellungnahme zu den jüngsten Entwicklungen abgeben.

Streit mit Benko

Den 42-jährigen Schafferer beschäftigt aber nicht nur die Neuordnung der Pema-Beteiligungsverhältnisse, sondern auch ein Rechtsstreit. Dabei ist ausgerechnet der ebenfalls in Innsbruck aufgewachsene René Benko (43) sein Kontrahent. Benko und der Investor Ronny Pecik schnappten Schafferer nämlich ein Aktienpaket an der S-Immo vor der Nase weg, das der russische Oligarch Roman Abramovic loswerden wollte.

Das kam laut Trend so: Schafferer wollte den Deal mit Pecik machen, der aber allein zuschlug. Später reichte der Geschäftsmann das Aktienpaket an Benkos Signa weiter, die deshalb wie Pecik von Pema geklagt wurde. Streitwert: 108 Millionen Euro. (Andreas Schnauder, 20.10.2020)