Medusa mal anders. Die Statue von Luciano Garbati soll Symbol für die #MeToo-Bewegung sein.

Foto: AFP / Michael M. Santiago

Sie ist fast drei Meter hoch, trägt ein Schwert in der einen und einen abgetrennten Männerkopf in der anderen Hand. Auf ihrem Haupt ersetzen Schlangen die Haare. Die Reptilien identifizieren die Dargestellte als Medusa, die seit kurzem in Form einer Skulptur vor jenem Gerichtsgebäude steht, in dem der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

Drei Jahre nachdem #MeToo ins Rollen kam, soll nun diese Statue die Bewegung gegen Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt, geduldete und ungestrafte Übergriffe repräsentieren. Die Skulptur stammt von dem argentinischen Künstler Luciano Garbati. Er hat sie fast zehn Jahre vor der #MeToo-Bewegung entworfen und konnte sich letztlich bei dem "Art in the Parks"-Programm – die Statue steht im Zentrum des Collect Pond Park – mit seiner Arbeit durchsetzen, wie die "New York Times" berichtet.

Kritik an der Entscheidung

Die Skulptur fungiere als Umkehrung von Benvenuto Cellinis "Perseus mit dem Kopf der Medusa" in Florenz und soll Medusas Perspektive darstellen, so der Künstler. Medusa wurde dem Mythos zufolge von Poseidon im Tempel der Athene vergewaltigt, bestraft wurde allerdings Medusa. Sie wurde von der Göttin Athene in ein Monster mit Reißzähnen, Schlangenhaaren und versteinerndem Blick verwandelt – und schließlich von Perseus enthauptet.

Auf diese Art sei Frauen jahrtausendelang vermittelt worden, sie trügen "selber die Schuld, wenn sie vergewaltigt werden", heißt es bei der Bewerbung für das "Art in the Parks"-Programm. In einer Pressemitteilung des Programms wurde die Statue als "Ikone der Gerechtigkeit" bezeichnet.

Inzwischen wurde allerdings Kritik an der Entscheidung für Luciano Garbatis Arbeit laut. Einerseits verstehe man nicht, warum ausgerechnet für eine von Frauen initiierte und getragene Bewegung ein Entwurf eines Mannes ausgewählt worden sei. Unsichtbar würde durch die Bezug auf die griechische Mythologie auch, dass mit Tarana Burke eine afroamerikanische Aktivistin den eingängigen und wirkungsvollen Hashtag erfunden hat, der so viele dazu motiviert habe, ihre Geschichte zu erzählen.

Außerdem stelle sich mit dieser Skulptur die Frage, warum Medusa ihren Vergewaltiger Poseidon verschont – schließlich halte sie nicht dessen, sondern Perseus' Kopf in ihren Händen. Fraglich ist in diesem Zusammenhang auch, ob das durch diese Skulptur beanspruchte Rachemotiv überhaupt das passende ist. (red, 20.10.2020)