Zuletzt war es Irland: Immer mehr europäische Länder verschärften ihre Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Zum Teil dramatisch, wie in Irland, wo das gesamte Land für sechs Wochen in die höchste Stufe zur Pandemiebekämpfung versetzt ist.

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In Österreich setzt die Regierung vorerst noch auf relativ milde Verschärfungen der Corona-Maßnahmen und auf Appelle an die Bevölkerung, sich weniger mit Freunden und Verwandten zu treffen und direkte soziale Kontakte zu reduzieren. Zum Beispiel dürfen sich demnach ab Freitag maximal sechs Personen an einem Wirtshaustisch gemeinsam zusammensetzen oder zusammen in einem Raum Yoga machen. In anderen europäischen Ländern wird unterdessen bereits wesentlich härter durchgegriffen, doch auch hier gibt es Unterschiede. Hier ein Überblick über einige europäische Länder:


Slowenien

Am Wochenende hat sich die Zahl der aktiven Fälle binnen einer Woche fast verdoppelt. Slowenien hat sogar die Nachverfolgung der Kontakte positiv getesteter Personen eingestellt, weil man sich nicht mehr in der Lage sieht, die große Zahl der Fälle zu bewältigen.

Für einige Regionen gilt ein Lockdown, nämlich da, wo die Infektionszahlen in den vergangenen 14 Tagen bei über 140 Fällen pro 100.000 Einwohner lagen. Ab Dienstag, 21. Oktober, hat Slowenien zusätzlich eine landesweit gültige Ausgangssperre zwischen 21 und 6 Uhr verhängt, Ausnahmen gelten für den Weg zur oder von der Arbeit sowie in Notfällen. Es gilt außerdem ein Verbot von Auslandsreisen, Ausnahmen gibt es auch hier, zum Beispiel für Personen, die aus triftigen Gründen auf ihre Grundstücke im benachbarten Ausland müssen.

Nur für Volksschüler findet noch Präsenzunterricht statt, die Obergrenze für private Treffen wurde auf sechs Personen gesenkt, ausgenommen sind Personen, die in demselben Haushalt wohnen. Versammlungen oder Veranstaltungen, darunter Hochzeiten oder Gottesdienste, finden nicht mehr statt.

Sollte die Zahl der Neuinfizierten weiter steigen und sich die Lage in den Spitälern zuspitzen, sieht der nationale Aktionsplan auch noch weitere Verschärfungen wie die Schließung von Schulen oder von Geschäften vor.


Italien

Italien war im Frühjahr eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder. Die Zahlen steigen auch hier wieder an.

Bars und Restaurants müssen in Italien künftig um Mitternacht schließen. Maximal sechs Gäste dürften noch pro Tisch in den Lokalen sitzen. Ab 18 Uhr dürfen Speisen und Getränke lediglich am Tisch und nicht mehr stehend konsumiert werden. Spielhallen und Wettbüros schließen um 21 Uhr. Bürgermeister erhielten von der Regierung die Erlaubnis, öffentliche Plätze und Straßen ab 21 Uhr abzusperren, um Massenansammlungen zu vermeiden.

Für die Schulen wird ein ein gestaffelter Unterrichtsbeginn eingeführt. Älteren Schülern soll mehr Fernunterricht angeboten werden. Verboten ist Kontaktsport auf Amateurebene. Verboten werden Volksfeste, während Messen auf landesweiter und internationaler Ebene weiterhin erlaubt sind.


Schweiz

Versammlungen mit mehr als 15 Personen im öffentlichen Raum sind ab dieser Woche verboten. Die Schweizer wurden – ähnlich wie in Österreich – dazu aufgerufen, private Treffen insgesamt einzuschränken.

Auch die Maskenpflicht wurde verschärft. Sie galt bisher in öffentlichen Verkehrsmitteln und wurde nun auf Geschäfte, Restaurants und Museen ausgeweitet. Auch an Bahnhöfen, Flughäfen und Haltestellen müssen Schweizer künftig Mund und Nase bedecken. Darüber hinaus legte die Regierung Unternehmen nahe, Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten zu lassen, um soziale Kontakte zu reduzieren.


Deutschland

In Deutschland versuchen Bund und Länder, sich auf gemeinsame Vorgaben zu einigen, dennoch gibt es derzeit neben den geltenden deutschlandweiten Vorgaben auch einige Besonderheiten in den Ländern.

Mitte Oktober wurde ein zweistufiger Plan vorgestellt. Entscheidender Maßstab ist dabei der sogenannte Inzidenzwert: Viele Beschränkungen greifen bereits dann, wenn die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen die Schwelle von 35 pro 100.000 Einwohner überschreitet. Verschärfende Beschränkungen sind bei einem Inzidenzwert von mehr als 50 vorgesehen.

Die Maßnahmen umfassen unter anderem folgende Punkte: Maskenpflicht; Kontaktbeschränkungen auf maximal zehn Personen, im zweiten Schritt auf fünf Personen; Privatfeiern (15 Personen in Privaträumen, 25 in öffentlichen Räumen, steigt der Inzidenzwert auf 50, in beiden Fällen zehn Personen); Gastronomie: ab Inzidenzwert 50 Sperrstunde um 23 Uhr und ein generelles Ausgabeverbot von Alkohol; bei einem Inzidenzwert von mehr als 35 sind diese Maßnahmen nicht verbindlich vorgeschrieben, aber empfohlen.

Im bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land wurde Anfang der Woche ein Lockdown verhängt. Es gelten strikte Ausgangsbeschränkungen. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist ab Dienstag von 14 Uhr an nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe erlaubt. Zudem müssen Schulen und Kindergärten schließen. Es soll lediglich eine Notbetreuung geben. Auch Freizeiteinrichtungen aller Art sowie Restaurants dürfen nicht mehr öffnen. Ausnahmen gibt es unter anderem für Mitnahmeangebote in der Gastronomie. Veranstaltungen werden untersagt, mit Ausnahme von Gottesdiensten. Hotels müssen ebenfalls schließen, außer für Übernachtungen für Geschäftsreisende.


Tschechien

Tschechien war zuletzt das Land in Europa, in dem die Fallzahlen in Relation zur Bevölkerungsgröße am stärksten stiegen.

Die Maskenpflicht gilt ab dieser Woche innerhalb des bebauten Gebiets von Städten und Gemeinden auch im Freien. Ausnahmen gelten unter anderem, wenn ein Abstand von mehr als zwei Metern eingehalten werden kann, sowie beim Sport. In Innenräumen ist die Mund-Nasen-Bedeckung ohnehin Pflicht – neuerdings auch im Auto, wenn familienfremde Personen mitfahren.

Schulen und Gastronomie sind geschlossen, Sport- und Kulturveranstaltungen ausgesetzt, Treffen von mehr als sechs Personen untersagt. In der Öffentlichkeit gilt ein striktes Alkoholverbot. Der andauernde Personalmangel im Gesundheitswesen wird zu einem immer größeren Problem. In den Prager Messehallen begann die Armee mit dem Aufbau eines Feldkrankenhauses. Es soll als Reserve mit einer Kapazität von bis zu 500 Betten gehalten werden, falls es zu einer Überlastung der Krankenhäuser kommt.


Slowakei

Die Slowakei hat wegen rasant steigender Corona-Infektionszahlen bereits am 1. Oktober den nationalen Notstand ausgerufen.

Seit dieser Woche gilt ein Versammlungsverbot. Jedes Zusammentreffen von mehr als sechs Personen, die nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben, ist verboten. Alle Schulen für Schüler ab der zehnten Schulstufe müssen auf Online- statt Präsenzunterricht umsteigen. Restaurants dürfen nur noch Speisen zum Mitnehmen verkaufen, Fitnessstudios und Schwimmbäder sind geschlossen.

Die Slowakei will außerdem landesweite massenhafte kostenlose Corona-Tests anbieten. An rund 6.000 Stationen soll an zwei Wochenenden mehr oder weniger die ganze Bevölkerung – außer Kinder unter zehn Jahren – getestet werden. Unklar ist nach wie vor, ob die Tests freiwillig oder verpflichtend sein werden.


Irland

Ab Mittwoch tritt in Irland die höchste von fünf Stufen zur Pandemiebekämpfung in Kraft, die Maßnahmen sollen sechs Wochen lang bis 1. Dezember gelten.

Besucher fremder Haushalte sind ab Mittwoch in Innenräumen nicht mehr gestattet, Personen sollen nicht weiter als fünf Kilometer von ihren Wohnungen oder Häusern fahren. Pubs und Restaurants dürfen Essen nur als Lieferservice anbieten, die Schulen sollen aber geöffnet bleiben. Hotels können geöffnet bleiben, aber nur systemrelevante Arbeitskräfte beherbergen. Geschlossen werden auch alle Geschäfte, die nicht lebensnotwendige Dinge verkaufen.

Insgesamt sind bisher knapp 51.000 Ansteckungen in Irland registriert worden. Das Land hat knapp fünf Millionen Einwohner.


Großbritannien

In Großbritannien gibt es regional unterschiedliche Vorgaben im Land, das sich so gegen einen drohenden Kollaps des Gesundheitssystems stemmt. Anhand eines dreistufigen Warnsystems werden die Regionen bewertet.

Der britische Landesteil Wales führt einen zweiwöchigen Lockdown ein. Die strengen Kontaktbeschränkungen sollen vom 23. Oktober bis zum 9. November gelten. Wer könne, müsse in dieser Zeit seiner Arbeit zu Hause nachgehen. Freizeitaktivitäten und Tourismus sind untersagt. Nur Geschäfte mit lebensnotwendigen Waren dürfen öffnen, Pubs und Restaurants bleiben geschlossen. Auch Treffen verschiedener Haushalte – ob drinnen oder draußen – sind verboten.

In der britischen Hauptstadt London dürfen sich Angehörige verschiedener Haushalte in Innenräumen ebenfalls nicht mehr treffen. Zusammenkünfte in Pubs oder Restaurants sind verboten. Im Freien sind weiterhin Treffen mit bis zu sechs Personen erlaubt. Auch in Schottland, Nordirland und im Norden Englands gelten bereits schärfere Maßnahmen.


Kroatien

Kroatien hat in der vergangenen Woche erstmals seit Beginn der Pandemie mehr als 1.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert.

Die Maßnahmen sind auch in Kroatien regional an das Infektionsgeschehen angepasst. Für das ganze Land gilt eine Maskenpflicht für Innenräume. In Gastrobetrieben ist die Zahl der Gäste beschränkt. Für jede öffentliche Versammlung von mehr als 50 Personen braucht es eine Genehmigung.


Polen

Seit dem Wochenende wurden mehr als 150 Regionen im ganzen Land, darunter die Hauptstadt Warschau und andere Großstädte, zu sogenannten roten Zonen deklariert, in denen schärfere Auflagen gelten. Dort sind Hochzeitsfeiern künftig verboten, Schwimmbäder und Fitnessclubs werden geschlossen. Restaurants dürfen für Gäste nur von 6 bis 21 Uhr geöffnet haben, nach dieser Zeit können sie ihre Speisen nur zum Mitnehmen anbieten. Die Schulen gehen wieder zu Fernunterricht über.


Schweden

Schweden ging im Frühling einen eigenen Weg und setzte vor allem auf Freiwilligkeit und die Mitarbeit der Bevölkerung. Nun denkt man auch in Schweden die Möglichkeit von lokalen Lockdowns an. Am Montag trat eine neue Regelung in Kraft, die es auch regionalen Gesundheitsbehörden erlaubt, Einschränkungen in ihren Regionen umzusetzen – in Absprache mit der nationalen Gesundheitsagentur. Zu den möglichen Maßnahmen zählt, dass Bürgerinnen und Bürger angewiesen werden können, Einkaufszentren, Museen, Bibliotheken und Schwimmbäder zu meiden. Weitere betroffene Orte können Sportstätten, Sportveranstaltungen und Konzerte sein. Auch die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel darf eingeschränkt werden, um Risikogruppen wie ältere Menschen zu schützen.

Belgien

Belgien zählt zu den am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern Europas. Die Behörden des Elf-Millionen-Einwohner-Landes meldeten zuletzt im Sieben-Tages-Schnitt knapp 6.000 registrierte Fälle innerhalb von 24 Stunden.

Belgien reagierte schon vergangene Woche mit einem Teil-Lockdown auf die steigenden Infektionszahlen. Alle Restaurants und Gaststätten müssen für vier Wochen schließen. Von Mitternacht bis 5 Uhr morgens gilt landesweit eine Ausgangssperre.

Die Bürger sind außerdem angehalten, wenn möglich im Homeoffice zu arbeiten und nur noch mit einer Person außerhalb des eigenen Haushalts einen engeren Kontakt zu pflegen. Auch der Alkoholverkauf nach 20 Uhr wird verboten, Weihnachtsmärkte werden abgesagt. Um Restaurants und Gaststätten vor dem Ruin zu bewahren, soll ein Unterstützungsplan erarbeitet werden.


Frankreich

Am Samstag trat in Frankreich erneut der Gesundheitsnotstand in Kraft.

In mehreren französischen Städten, darunter in Paris, gelten von 21 Uhr abends bis 6 Uhr morgens Ausgangssperren. Ausnahmen gibt es für Menschen, die zur Arbeit gehen oder von der Arbeit kommen. Bei medizinischer Notfällen, zur Pflege von Angehörigen oder um den Hund auszuführen, dürfen die Menschen in der Sperrstunde ebenfalls vor die Tür. Sie müssen dann ein entsprechendes Formular bei sich tragen. Wer zum Bahnhof oder Flughafen will, muss das entsprechende Ticket vorzeigen.

Außerdem sind private Feiern wie etwa Hochzeiten in Festsälen oder anderen öffentlichen Orten landesweit nicht mehr erlaubt. Zur Überwachung der Ausgangssperren in den Metropolen sollen rund 12.000 Polizisten eingesetzt werden. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss 135 Euro Strafe zahlen. In zahlreichen Städten, darunter auch Paris, sind Bars bereits komplett geschlossen. Die Maßnahmen gelten für mehrere Wochen.


Spanien

Spanien wurde von der ersten Welle im Frühjahr hart getroffen und kämpft auch jetzt wieder mit der Eindämmung der Neuinfektionen. Auch hier gibt es regional sehr unterschiedliche Maßnahmen.

So gaben die Behörden der Region am Montag die Abriegelung der Städte Bourgos und Aranda de Duero bekannt. Nur notwendige Reisen oder Fahrten in die Städte sind ab Dienstagnacht erlaubt. In Katalonien wurden zuletzt schon Bars und Restaurants für 15 Tage geschlossen, in Aragon wurden Personengrenzen für die Gastronomie eingeführt und der Verkauf von Alkohol zwischen 22 Uhr und 8 Uhr verboten. Bereits Anfang Oktober hat die spanische Regierung den nationalen Notstand ausgerufen und so einen Teil-Lockdown für Madrid und die Umgebung eingeführt.

Portugal

Das bisher relativ gut durch die Krise gekommene Portugal hat vergangene Woche wegen stark steigender Infektionszahlen den landesweiten Katastrophenfall ausgerufen. Das gilt zunächst für zwei Wochen.

Die bisher geltenden Einschränkungen und Maßnahmen wurden verschärft. Cafés, Bars und Diskotheken müssen zum Beispiel spätestens um 23 Uhr schließen. Im öffentlichen Raum darf kein Alkohol konsumiert werden.

Bei Bedarf kann die Regierung wegen des ausgerufenen Katastrophenfalls Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und andere einschneidende Maßnahmen durchsetzen. Damit würden Kontaktbeschränkungen auf fünf Personen bei privaten Feiern oder die verpflichtende Nutzung der Corona-Warn-App "Stay Away" bei der Arbeit oder in den Schulen einhergehen.


Niederlande

Die Niederlande haben – ähnlich wie Belgien – in der vergangenen Woche ihre Corona-Maßnahmen drastisch verschärft und das Land in einen Teil-Lockdown versetzt.

Cafés und Restaurants sind geschlossen, der Verkauf von Alkohol ab 20 Uhr verboten. Außerdem dürfen die Bürger nur noch maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen und sollen Bus und Bahn nur noch in dringenden Fällen nutzen. Für das ganze Land gilt eine allgemeine Maskenpflicht für alle öffentlichen Räume wie Geschäfte, Museen oder Bibliotheken, bisher war dies nur eine dringende Empfehlung. (roda, APA, Reuters, 20.10.2020)