Künftig im Alleineigentum der Herausgeberfamilie Dasch: "Salzburger Nachrichten"

Foto: Salzburger Nachrichten

Die "Salzburger Nachrichten", die Qualitäts- und Regionalzeitung des Bundeslandes Salzburg, beendet langjährige Spannungen unter ihren Eigentümern: Die Familie von Herausgeber Maximilian Dasch, schon bisher im Besitz der Mehrheit, übernimmt die Anteile von Daschs Schwester Gertrude Kaindl-Hönig. Der Verkauf soll bis Jahresende abgeschlossen sein, erklärt Dasch am Dienstag auf STANDARD-Anfrage.

Derzeit teilen sich die beiden Familienstämme, Nachkommen des "SN"-Mitbegründers Max Dasch, die Kommanditanteile 55,4 Prozent (Dasch) zu 43,6 Prozent (Kaindl-Hönig) auf, beide geparkt in Vermögensverwaltungsgesellschaften.

Kaindl-Hönig (81) bestätigte ihren Abschied von den "Salzburger Nachrichten" am Dienstag auf STANDARD-Anfrage, die Transaktion sei im Laufen. Dass sie dafür Immobilien erhalte, wollte sie nicht kommentieren.

Friedliche Lösung

"SN"-Herausgeber Maximilian Dasch (74) erklärte auf Anfrage, die Anteile würden in einer Mischform abgegolten, bestätigte aber einen Immobilienanteil. Die Immobilien seien ja als Rücklagen für die Unternehmensgruppe gedacht, sagte Dasch. Eine Bewertung der "SN" wollte Dasch nicht beziffern. Die Transaktion werde voraussichtlich mit Jahresende abgeschlossen sein.

Kolportierte wiederkehrende Spannungen zwischen Dasch und seiner Schwester wollte Dasch nicht kommentieren. Es sei aus seiner Sicht eine für beide Seiten gute und friedliche Lösung.

"Nach reiflicher Überlegung"

Die "Salzburger Nachrichten" haben den Ausstieg Kaind-Hönigs bereits im Blatt angekündigt. Am 20. Juni veröffentlichten sie unter dem Titel "Veränderungen bei den 'Salzburger Nachrichten'" die (bisher nicht aufgegriffene) Meldung:

"Nach mehr als fünf Jahrzehnten Engagement für die 'Salzburger Nachrichten', davon 44 Jahre als Gesellschafterin, wird Frau Diplomkauffrau Trude Kaindl-Hönig aus den "Salzburger Nachrichten" als Gesellschafterin ausscheiden, nachdem sie ihre operative Tätigkeit schon vor einiger Zeit beendet hat. Der Entschluss erfolgte nach reiflicher Überlegung und im Einvernehmen mit ihrem Bruder und Miteigentümer Dr. Max Dasch, der die Beteiligung übernehmen wird. Die Unternehmenspolitik und Produktstrategie, welche in den letzten 75 Jahren Richtlinien für die "Salzburger Nachrichten" waren, werden auch in der Zukunft gültig sein, das gilt auch für die nächste Generation."

"SN" in Daten

Die "Salzburger Nachrichten" erreichen laut jüngster Media-Analyse (2019/20) im Stammbundesland 31,7 Prozent der Menschen ab 14 Jahren. Österreichweit kommen sie auf eine Reichweite von 3,1 Prozent.

Die Firmengruppe der "Salzburger Nachrichten" setzte mit 499 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 2019 74,8 Millionen Euro um.

Update: Soziales und kulturelles Engagement

Gertrude Kaindl-Hönig 2016 bei der Verleihung des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich.
Foto: BKA / Regina Aigner

Kaindl-Hönig erhielt 2016 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Die Laudatio hielt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler: Es sei Kaindl-Hönig mit den "Salzburger Nachrichten "als eine der ersten Zeitungen gelungen zu zeigen, "dass man "mit Kampagnen für Kultur und Soziales auch Quoten und Prestigegewinn erzielen kann", erklärte Rabl-Stadler damals. Als zwei besondere Erfolge im Kulturbereich nannte die Laudatorin die Rettung des Sattlerpanoramas und die Restaurierung der Salzburger Kollegienkirche.

Die Salzburgerin setzt sich seit Jahrzehnten für kulturelle und soziale Projekte ein, erklärte das Kanzleramt damals die Auszeichnung für Kaindl-Hönig und verwies etwa auf ihr Engagement für ein neues Kinderschutzzentrum für missbrauchte und misshandelte Kinder im Jahr 1987, für eine Salzburger Kinderkrebsstation sowie ein Kinder- und Jugendhaus in Salzburg-Liefering. Nach dem Tsunami im Dezember 2004 rief Kaindl-Hönig gemeinsam mit dem Roten Kreuz Salzburg die Aktion "Salzburg baut ein Fischerdorf" für Tsunami-Opfer in Sri Lanka ins Leben. Für ihr Engagement für Menschen in psychischen und sozialen Notlagen wurde sie 2010 mit dem Ehren-Promenteus von Pro Mente ausgezeichnet. Seit 2014 organisierte Gertrude Kaindl-Hönig die Finanzierung der Kinderseelenhilfe und engagierte sich für eine Tagesbetreuungsstelle für Kinder in Rumänien.

(fid, 20.10.2020)