Microsoft-Chefin Dorothee Ritz bei der Präsentation.

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Microsoft investiert in den kommenden zwei bis vier Jahren eine Milliarde Euro in Österreich. Mit dem Geld sollen Datencenter für Cloud-Anwendungen wie Office 365 errichtet werden. Wo die Datencenter genau errichtet werden, bleibt allerdings ein Geheimnis. Mehr als ein "im Osten Österreichs" war nicht in Erfahrung zu bringen. "Aus Sicherheitsgründen", wie Dorothee Ritz, Chefin von Microsoft Österreich, am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte.

Neue Jobs

Der Marktforscher IDC habe den gesamtwirtschaftlichen Nutzen eines solchen Rechenzentrums für die nächsten vier Jahre mit mehr als zwei Milliarden Euro berechnet, sagte Ritz. "Das ist ein dringend benötigtes Wirtschaftswachstum und schafft zusätzliche 29.000 Arbeitsplätze in den nächsten vier Jahren." Nicht nur bei Microsoft selbst, sondern auch bei Kunden und lokalen Partnerfirmen.

Es handle sich um die bei weitem größte Investition, die Microsoft je in Österreich gemacht habe, sagte Microsoft-Präsident Brad Smith in einer eingespielten Videobotschaft. Smith ist bei Microsoft Rechtsvorstand und die Nummer zwei hinter CEO Satya Nadella. Der Nutzen für Österreich sei beträchtlich, sagte Smith. Das würden die Konsumenten, Unternehmen und der öffentliche Sektor unmittelbar bei der größeren Geschwindigkeit bemerken, aber es würden auch die Kosten sinken und die Sicherheit erhöht. "Wir geben mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr aus, um unsere Sicherheitstechnologie ständig zu verbessern. Wir haben mehr als 3.000 Sicherheitsspezialisten, die für uns arbeiten."

Bei der Ankündigung waren auch Bundeskanzler Sebastian Kurz und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) zur Stelle. Ein Zeichen dafür, wie wichtig das Investment für die Regierung ist. "Unser erklärtes Ziel ist, eines der besten Länder Europas im Bereich der Digitalisierung zu sein", sagte Kurz, "weil wir wissen, dass unsere Wirtschaft, unsere Industrie nur wettbewerbsfähig bleiben kann, wenn wir in diesem Bereich besonders gut aufgestellt sind." Fördergelder sind bisher nicht geflossen, allerdings wird sich Microsoft voraussichtlich eine Investitionsprämie von 50 Millionen Euro holen.

Cloud-Act und die Daten

Die Regierung hat sich dem Thema Cloud schon länger verschrieben. Entsprechend emsig bemüht sie sich um den Aufbau der sogenannten "Ö-Cloud", einem Verbund heimsicher Anbieter. Grund dafür ist die Dominanz US-amerikanischer Anbieter wie Amazon, Google und Microsoft. Deren Datencenter haben allerdings einen Makel. Der "Cloud Act" verpflichtet amerikanische Internetfirmen und IT-Dienstleister, US-Behörden (und auch den Geheimdiensten) auch dann Zugriff auf gespeicherte Daten zu gewährleisten, wenn die Speicherung nicht in den USA erfolgt.

"Jede Anforderung an Herausgabe bedarf einer rechtlichen Grundlage, das heißt, eines Gerichtsbeschlusses", sagt dazu Dorothee Ritz bei der Pressekonferenz.

Gemeinsam mit dem für Digitalisierung zuständigen Wirtschaftsministerium wurde am Dienstag auch die Einrichtung eines "Center of Digital Excellence" angekündigt, um die IT-Infrastruktur und den IT-Einsatz im öffentlichen Dienst zu modernisieren. Dazu soll unter anderem ein zweijähriges Trainingsprogramm für Angestellte im öffentlichen Dienst eingerichtet werden. Insgesamt sollen auch in Zusammenarbeit mit dem AMS bis 2024 rund 120.000 Menschen in Österreich IT-Schulungen bekommen.

Als Teil des Centers will das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit Microsoft ein Cybersecurity-Netzwerk einrichten, zu dem unter anderem Universitäten, Wirtschaftskammern, Vertreter der Industrie und Datenschutzorganisationen gehören. Ziel ist es, die IT-Sicherheitserfordernisse für Cloud-Computing zu definieren. (Markus Sulzbacher, 20.10.2020)