Das öffentliche Leben im Berchtesgadener Land wird auf ein Minimum heruntergefahren, weil der Landkreis ein Corona-Hotspot in Deutschland ist.

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Die steigenden Infektionszahlen haben das Landratsamt dazu veranlasst, das öffentliche Leben im Berchtesgadener Land herunterzufahren. Seit Dienstag, 14 Uhr, gelten in dem bayerischen Landkreis, der direkt an Salzburg grenzt, wieder strikte Ausgangsbeschränkungen. Das Verlassen der Wohnung ist nur noch erlaubt, wenn triftige Gründe vorliegen: etwa der Weg zur Arbeit, der Einkauf, ein Besuch beim Lebenspartner, Alten oder Kranken sowie Sport und Bewegung an der frischen Luft.

Nirgendwo in Deutschland sind die Infektionszahlen momentan so hoch wie in Berchtesgaden: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist laut Robert-Koch-Institut am Montag auf über 250 gestiegen. Allein von Sonntag auf Montag habe es 57 Neuinfektionen gegeben. Deshalb musste die "Daumenschraube" angezogen werden, sagte Landrat Bernhard Kern (CSU).

Sperrmaßnahmen

Veranstaltungen werden bis auf Gottesdienste untersagt. Gesperrt werden Freizeiteinrichtungen wie Saunen, Bäder, Kinos, Clubs, Bordelle, Bibliotheken und Bars. Gaststätten sind ebenfalls geschlossen, dürfen aber bis 20 Uhr einen Lieferservice anbieten. Hotels haben zu, außer für Geschäftsreisende. In Schulen und Kindertagesstätten wird es lediglich eine Notbetreuung geben, so Kern.

Als neue Maßnahme hinzu kommt eine Maskenpflicht von 6 bis 23 Uhr auch im Freien in den Fußgängerzonen Freilassing, Berchtesgaden und Bad Reichenhall sowie am Königsee, wo der Touristenansturm im Sommer besonders stark war.

Appell, nicht über die Grenze zu fahren

Die harten Maßnahmen gelten vorerst für zwei Wochen, bis 2. November. Die Grenze zu Salzburg wird nicht geschlossen. Jedoch richtete die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) einen dringenden Appell an die Österreicher, nicht unnötig in den Landkreis zu fahren. Auch die Bürger des Berchtesgadener Lands sollen nicht zum Einkaufen nach Österreich fahren.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte Montagmittag bereits angekündigt, dass das öffentliche Leben im Berchtesgadener Land heruntergefahren werden müsse. "Anders geht es nicht", sagte Söder. Auch die Nähe zu Österreich dränge zu einschneidenden Maßnahmen.

Der Landkreis Berchtesgaden liegt unweit der Tennengauer Gemeinde Kuchl, die bereits am Samstag komplett unter Quarantäne gestellt wurde, weil sie Österreichs Corona-Hotspot war. Einen möglichen Zusammenhang der steigenden Infektionszahlen weisen jedoch sowohl der Kuchler Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) als auch das Landratsamt zurück. (Stefanie Ruep, 20.10.2020)