Die Proteste in Nigeria weiten sich aus.

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Lagos – Nach knapp zweiwöchigen Protesten gegen exzessive Polizeigewalt in Nigeria haben die Behörden am Dienstag eine 24-stündige Ausgangssperre in der Millionenmetropole Lagos verhängt. Der Gouverneur des gleichnamigen Bundesstaates, Babajide Sanwo-Olu, begründete die für die gesamte Provinz ab 16 Uhr Ortszeit geltende Maßnahme mit der Bekämpfung zunehmender Anarchie.

In der größten Stadt des westafrikanischen Staates würden Kriminelle unter dem Schutz der Demonstranten für Chaos sorgen, rügte er. Zuvor war bekanntgeworden, dass eine Polizeistation niedergebrannt wurde.

Proteste weiten sich aus

Die Polizei berichtete von mehreren verwundeten Beamten sowie möglicherweise einem Toten. Die Menschenrechtsorganisation berichtete von mindestens 15 Toten seit Beginn der Proteste, darunter zwei Polizisten. Auch im Bundesstaat Edo wurde eine Ausgangssperre verhängt, nachdem Demonstranten in ein Gefängnis eingebrochen waren und mehrere Häftlinge befreit hatten. In der Hauptstadt Abuja wurde Militär aufgeboten, um die Proteste zu kontrollieren.

Gouverneur Babajide Sanwo-Olu des gleichnamigen Bundesstaats auf Twitter.

Ausgebrochen waren die Demonstrationen vor zwei Wochen, nachdem ein Video publik geworden war, das zeigt wie Beamte der berüchtigten Polizeieinheit «Special Anti-Robbery Squad» (Sars) einen jungen Mann aus einem Hotel schleppen und erschiessen. Der Einheit wird vorgeworfen die Bevölkerung permanent mit Polizeiwgewalt und Folter zu terrorisieren.

Nachdem die Proteste wuchsen und sich Prominente wie Twitter-Gründer Jack Dorsey, der Fussballer Mesut Özil oder Musiker Kanye West solidarisch zeigten, verkündete Präsident Buhari schon nach wenigen Tagen die Auflösung der Einheit. Sie solle durch eine neue Einheit namens Swat ersetzt werden. Inzwischen fordern die Demonstranten aber weitrechende Polizeireformen und demonstrieren auch gegen Korruption und Misswirtschaft im Land. Für die Polizei fordern sie sogar eine Lohnerhöhung, um Korruption vorzubeugen. (APA, red, 20.10.2020)