Macron will härter gegen den radikalen Islamismus vorgehen.

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Paris – Der französische Präsident Emmanuel Macron wird am Mittwochabend bei einer nationalen Gedenkveranstaltung für den brutal ermordeten Lehrer Samuel Paty erwartet. Die Zeremonie ist im Innenhof der Pariser Universität Sorbonne geplant. Macron wird Paty laut dem Präsidentenbüro dabei posthum mit der höchsten Ehrung Frankreichs, dem Orden der Ehrenlegion, auszeichnen.

Sieben Personen, darunter zwei Minderjährige, sollen im Lauf des Tages einem Richter vorgeführt werden, bestätigten Justizkreise am Mittwochmorgen. Mehrere andere im Zusammenhang mit der Tat Festgenommene waren am Dienstag aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden, darunter auch vier Familienangehörige des Täters.

Islamistisches Tatmotiv

Der 47-jährige Paty war am Freitag Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen attackiert und getötet worden. Die Leiche des Lehrers wurde enthauptet aufgefunden. Der Angreifer mit russisch-tschetschenischen Wurzeln wurde von Polizisten erschossen.

Das Verbrechen in einem Pariser Vorort löste im ganzen Land Entsetzen aus. Am Wochenende waren Zehntausende auf die Straße gegangen, um sich solidarisch zu zeigen. Ermittler gehen davon aus, dass Paty ermordet wurde, weil er im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Mehrere Menschen waren weiter in Polizeigewahrsam.

Beobachter erwarten, dass Macron in der Sorbonne die Meinungsfreiheit im Land verteidigen wird. Der 42-Jährige hatte bereits im vergangenen Monat gesagt, die Meinungsfreiheit umfasse auch das Recht zur Gotteslästerung. In Frankreich sind Kirche und Staat strikt getrennt.

Vorgehen gegen Gruppen

Nach dem islamistisch motivierten Anschlag wollen Macron und die Regierung härter gegen radikalen Islamismus vorgehen. Der Präsident hatte am Dienstagabend angekündigt, dass das propalästinensische Kollektiv Cheikh Yassine bei der Kabinettssitzung am Mittwoch aufgelöst werden soll. Es sei direkt mit dem Attentat verbunden. Weitere Entscheidungen dieser Art gegen Vereinigungen oder Gruppen von Einzelpersonen würden in den kommenden Tagen und Wochen folgen. "Unsere Entschlossenheit ist umfassend", sagte Macron.

Bereits zu Wochenbeginn hatte es Polizeieinsätze gegen dutzende Personen aus dem radikalisierten Milieu gegeben, wie Innenminister Gérald Darmanin gesagt hatte. Darmanin will zudem eine Moschee im Pariser Vorort Pantin schließen lassen. Frankreich wird seit Jahren immer wieder von islamistischen Anschlägen erschüttert – dabei starben insgesamt mehr als 250 Menschen. (APA, 21.10.2020)