Foto: Microsoft

Mehr oder weniger intelligente Assistenten sind heutzutage fast überall zu finden. Siri, Alexa, der Google Assistant und Cortana beantworten uns ein breites Repertoire an Fragen sogar via Sprachein- und -ausgabe. Und auf den Facebook-Seiten und diversen Websites warten Chatbots, um grundlegende Fragen der Besucher zu beantworten.

Gehversuche für derlei Helfer gab es aber schon viel früher. Einer der bekanntesten Anläufe trägt den Namen "Clippy". Der Assistent, der mit Microsoft Office 97 eingeführt wurde und in der deutschen Fassung "Karl Klammer" hieß, sollte Nutzern von Word und anderen Programmen den Alltag erleichtern. Doch der eigentlich wohl überlegte Schuss, hinter dem das aufwendige Forschungsprojekt "Persona" steckte, ging nach hinten los, dokumentiert "Heise".

Ein satirischer Clip über Microsofts Clippy und seine Abschaltung in Office XP.
Andrew Keeton

Baustelle

Der Helfer, der in der Standardeinstellung als Büroklammer erschien, war darauf programmiert, sich in bestimmten Szenarien einzuschalten und proaktiv seine Hilfe anzubieten. Neben Multiple-Choice-Auswahlen wurden Nutzer auch dazu animiert, ihre Fragen in ganzen Sätzen zu stellen, was die Verwendung einfacher und "menschlicher" machen sollte.

Doch das sorgte gleich für mehrfache Probleme. Zum einen klappte die auf statistischer Gewichtung basierende Kontexterkennung oft nicht besonders gut. Selbst heute tun sich wesentlich ausgeklügeltere Systeme, die mittels Maschinenlernalgorithmen trainiert wurden, noch schwer damit, den Kontext komplexerer Sätze und Textabschnitte richtig zu erfassen.

Immer wieder Unterbrechungen

Als viel ärgerlicher erwies sich aber Clippys Neigung, sich sehr oft mit seinen Vorschlägen einzubringen. Teilweise schaltete er sich bereits wenige getippte Worte nach seiner letzten Nachfrage wieder ein. Ein Fehler, wie der damalige Hauptverantwortliche, Eric Horvitz – er ist heute Chefforscher des Konzerns – zugibt. Eine Grundannahme war, dass sich viele Nutzer nicht gut auskennen und sich dementsprechend über die Hilfe freuen würden.

Die eigentlich gut gemeinte Zuwendung erwies sich als frustrierendes Ärgernis für die Nutzer, die von der virtuellen Büroklammer regelmäßig von ihrer Tätigkeit abgelenkt wurden. Insbesondere das Angebot, die Serienbrieffunktion zu verwenden, deren Nutzung über den Assistenzdialog umständlicher war als über das normale Menü, erlangte berüchtigte Bekanntheit. Die Option, den Assistenten zu deaktivieren, dürfte eines der meistgenutzten Features von Office 97 geworden sein.

Eines von vielen Clippy-Memes.
Foto: Screenshot/Knowyourmeme

Von Microsoft beerdigt

Das vernichtende Feedback zu Clippy landete schließlich auch bei den Verantwortlichen in Redmond. Diese zogen die Konsequenzen und schalteten den Assistenten im Nachfolger, Office XP, zuerst standardmäßig ab, ehe sie ihn komplett entfernten.

Aus dem Gedächtnis der Nutzer ist die nervige Büroklammer allerdings nicht verschwunden, auch wenn Microsoft sich redlich darum bemühte. Ein Sticker-Set für den Business-Messenger Teams, das Anfang des Jahres von einem Office-Entwickler veröffentlicht wurde, verschwand kurze Zeit später wieder. Allerdings existiert für Interessierte ein Duplikat der Dateien auf Github. Aber auch darüber hinaus gibt es im Netz bis heute zahlreiche Memes, die sich des gescheiterten Assistenten bedienen. (red, 21.10.2020)