Hunderte demonstrierten im Sommer gegen die Schließung der ATB.

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Spielberg – Sie sahen sich zu allem bereit, wollten sich gar an ihre Maschinen ketten. 400 Mitarbeiter des steirischen Elektromotorenherstellers ATB kämpften monatelang vergeblich um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. An diesem Mittwoch wurde ein Schlussstrich unter das Kapitel gezogen. Die Gläubiger des insolventen Unternehmens trafen sich zu Mittag zur Tagsatzung. Und sie stimmten dem Sanierungsplan mit einer Quote von 30 Prozent mehrheitlich zu. In der Folge verbleiben nur noch Vertrieb und Logistik in Spielberg. 360 der 400 Mitarbeiter müssen gehen.

1.400 Gläubiger meldeten Forderungen in Höhe von 22 Millionen Euro an. Sie sollen in den kommenden 14 Tagen eine Barquote von 16,5 Prozent und den Rest bis Jahresende erhalten, bestätigt Gerhard Weinhofer, Chef der Creditreform, dem STANDARD.

ATB gehört seit 2011 der chinesischen Wolong-Gruppe, die zahlreiche Standorte in Europa betreibt. Nach wachsenden Verlusten und Liquiditätsproblemen meldete der Konzern für Spielberg im Sommer Insolvenz an. Aus Sicht der Belegschaft wurde der Betrieb über Jahre hinweg heruntergewirtschaftet. Nötige Investitionen seien hintangehalten geworden. Die Schließung sei von langer Hand geplant gewesen, allein Know-how habe man abziehen wollen.

Keine Chance auf Rettung

Der frühere Eigentümer und Industrielle Mirko Kovats brachte sich ebenso als möglicher Retter ins Gespräch wie die Hamburger Investoren HIH. Gefruchtet haben die Bemühungen beider ebenso wenig wie politische Debatten über den Fall.

Der Konkursrichter erteilte Wolong Ende August im Sinne der Gläubiger den Zuschlag für den Maschinenpark, womit die Anlagen nach Serbien und Polen ausgelagert werden durften. Versuche der Belegschaft, juristisch dagegen vorzugehen, scheiterten.

Mittlerweile sind knapp 70 Prozent der Maschinen abgebaut. Die Montage ist geschlossen, Stanzerei, Wickelei und Druckguss sind noch in Betrieb. Im Oktober werden die ersten Kündigungen ausgesprochen. Bis Ende Februar sollen schrittweise bis auf 40 nahezu alle Mitarbeiter gehen. Etliche Arbeitsverhältnisse lösten sich bereits einvernehmlich auf.

Die Sozialpartner arbeiten derzeit mit dem Land Steiermark intensiv am Aufbau einer Stiftung, sagt ATB-Betriebsrat Michael Leitner. Sie soll bereits weit gediehen sein, ab Dezember stehen und auf rund 200 Beschäftigte ausgerichtet sein. Diese sollen über zwei bis drei Jahre die Möglichkeit bekommen, sich beruflich neu zu orientieren. (Verena Kainrath, 21.10.2020)