Auch bei Simone Stribl herrschte große Höflichkeit bei vorbildlich großer Distanz.

Screenshot: tvthek.orf.at

Der Optimismus gebar im Lockdown folgende These: Sobald die Seitenblicke wieder ihren traditionellen Platz auf ORF zwo eingenommen haben würden, wäre das Ansteckendste vorbei. Leider alles falsifiziert: trotz Formatcomebacks kein unbeschwertes, problemfreies Dasein.

Die Nachrichtenlage zeigt sich wolkig bis dramatisch – auch ab 19.30 Uhr: Totaler Lockdown in Irland, und Ex-Schwimmmeister Markus Rogan, nun Mentaltrainer, hat offenbar die Nerven weggehaut. Eilmeldung: Der Mann entfloh in Israel der Corona-Quarantäne; auch Minister Anschober wusste am Dienstag nicht, wo Rogan weilte. Gedanke: Wenn schon ein Mentaltrainer so reagiert, muss die Lage wohl ...

Immerhin: Im Privatbereich würde es keine Kontrolle geben, sagt später Minister Anschober, dem Pamela Rendi-Wagner (ZiB 2) in diesem Punkt recht gibt. Ansonsten Angriff. Es möge die Regierung endlich ihre Arbeit tun, Verantwortung übernehmen, so die SPÖ-Chefin, ohne zur Causa Rogan Stellung zu nehmen. Armin Wolf bohrt diesmal ja auch nicht heftig nach. Vielleicht erhoffte er sich von Rendi-Wagner Klarheit. Wie auch immer. Auch bei Simone Stribl herrscht Höflichkeit bei vorbildlicher Distanz. Der runde Tisch findet aus Sicherheitsgründen ja ohne Tisch statt.

Die Virologin sah jedenfalls eine ernste, doch kontrollierbare Lage. Die Soziologin sah erschöpfte Familien, der Politologe Verluste an Politvertrauen. Als unsichtbarer Gast war aber Unklarheit zugegen. Mit Sätzen wie "Das werden wir sehen" und "Wir haben noch viel zu diskutieren" ging man auseinander. Hoffentlich verlieren die Seitenblicke nicht lagebedingt wieder ihren Platz. (Ljubiša Tošić, 21.10.2020)