Der Equal Pay Day ist ein altbekanntes Ritual: Er weist auf den Tag hin, an dem Männer bereits jenes Einkommen erreicht haben, für das Frauen noch bis Jahresende weiterarbeiten müssen. Heuer ist das der 22. Oktober. Der Vergleich der vollzeitbeschäftigten Männer und Frauen weist aktuell eine Lohnschere von 19,3 Prozent auf.

Der Equal Pay Day weist auf den Tag hin, an dem Männer bereits jenes Einkommen erreicht haben, für das Frauen noch bis Jahresende weiterarbeiten müssen.
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Trotzdem ist heuer alles anders: Corona hat gezeigt, wie schnell Frauen noch stärker mit Haus- und Sorgearbeit befasst sind, sobald nicht mehr alles läuft wie gewohnt. Sie sind für die unbezahlte Arbeit zuständig, Männer für die Lohnarbeit. Das mag gestrig klingen, tatsächlich wirft aber dieses traditionelle Geschlechterbild bis heute seine dunklen Schatten auf die ökonomische Selbstständigkeit von Frauen. Es bewirkt die schlechte Bezahlung von Berufen, in denen vorwiegend Frauen tätig sind. Und dieses Bild wirkt sich auch auf die löchrigeren Erwerbsbiografien von Frauen aus, die einer guten Entwicklung ihres Einkommens oft im Wege stehen.

Drei Maßnahmen könnten schnell wirken: Volle Lohntransparenz, damit Frauen wissen, was die Kollegen verdienen und ihnen womöglich vorenthalten wird; starke finanzielle Anreize für jene Eltern, die sich die Karenzzeiten fair teilen; und flächendeckende Kinderbetreuung, vor allem auf dem Land, wo die Lohnkluft deutlich höher ist als in Wien. Diese Hebel müssen von der Politik endlich betätigt werden, bevor Corona selbst die kleinen Fortschritte zunichtemacht. (Beate Hausbichler, 21.10.2020)