Singen soll in "Mrs. Taylor's Singing Club" die Angst vertreiben.

Foto: 2020 Universum

Dauerterror, jeder Anruf kann den Tod bedeuten. Nein, es handelt sich nicht um das Sequel von The Ring, sondern um den Horror der "Military Wives", wie die Dramödie Mrs. Taylor's Singing Club im Original heißt. Die Militärgattinnen müssen damit rechnen, dass ihre soldatischen Angetrauten im Auslandseinsatz sterben, wovon sie unter anderem per Telefon erfahren. Für Ablenkung sorgen Gruppenstricken und -saufen. Bis eine neue Freizeitaktivität die Routine in der Ausnahmezone auf heimischem (britischem) Boden stört: Chorsingen.

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Das will geübt sein! Daraus bezieht Peter Cattaneos Film seinen Humor – und aus der Übersetzung des Militärischen ins Zivile. Singen in der Gruppe muss zuerst einmal trainiert werden, damit nicht nur Kakofonie dabei rauskommt. Die "ranghöchsten" Frauen in der Basis liefern sich dabei ein launiges Duell. Straffes, den Ton haltendes Regiment gegen unkoordiniertes Herumträllern nur zum Spaß: Kristin Scott Thomas gibt die Verkörperung der "stiff upper lip", die Sympathlerin Sharon Horgan den laxen Gegenpart. Auf der Hand liegt, dass das gut besetzte Frauenensemble seinen sich überraschend ergebenden Fernsehauftritt nur mit der Synthese aus beiden Führungsstilen wird meistern können.

Auch sonst verläuft der Film in geordneten Bahnen und klappert altbekannte Plot-Points brav ab. Erwartbare Konflikte kommen und gehen, derweil bleibt der in Afghanistan unangenehmes Hintergrund rauschen. Das Singen ist Therapie mit Durchhalteparolen für den Chor an der Heimatfront, der eine willkommene Initiative fürs Militär und seine, wie es im Film heißt, tonangebende "neue Direktive": Annäherung an die Öffentlichkeit und Aufpolierung des Rufes. So wird auf Geschlossenheit eingestimmt: mit erbaulichem Kitt-Kitsch, lustig und rührend. (auer, 22.10.2020)