Wir schreiben zwar das Jahr 2020, was die Drogenpolitik der EU angeht, befinden wir uns aber noch immer in den 1960ern. Das gibt die EU-Kommission sogar zu: Ihr Plan, Cannabidiol – den nichtberauschenden Wirkstoff der Cannabispflanze – als Suchtmittel einzustufen, wird nämlich mit dem Einheitsübereinkommen der Uno über Suchtstoffe aus dem Jahr 1961 begründet. Da ist Cannabis als Droge angeführt, und deswegen muss – vereinfacht gesagt – alles, was aus dieser Pflanze gemacht wird, verboten werden.

Laut der Weltgesundheitsbehörde ist CBD unbedenklich.
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Prohibition ist offenbar noch immer en vogue. Dabei hat sich dadurch überhaupt nichts gebessert: Die Preise für Drogen sind hoch – und die Gewinne für den internationalen Drogenhandel enorm –, die Qualität ist schlecht bis gefährdend, und das Leid Abhängiger und ihrer Angehörigen bleibt.

Besonders absurd ist dabei, dass CBD laut der Weltgesundheitsbehörde unbedenklich ist und kein Missbrauchspotenzial birgt. Was tut also die EU? Richtig: Künstlich hergestelltes CBD weiterhin erlauben. Die Cannabispflanze ist hingegen böse.

Das ist ein Kniefall vor der Pharmalobby und ein völliges Negieren fortschrittlicher Drogenpolitik. Eine solche würde liberalisieren, statt zu verbieten, damit – unter anderem – die Qualität der Produkte kontrolliert werden kann. Stattdessen werden CBD-Öle als "Aromaprodukt" getarnt, damit sie rein rechtlich verkauft werden dürfen. Was tatsächlich drin ist, kümmert bisher aber niemanden. (Lara Hagen, 21.10.2020)