Wie praktisch überall finden solche Treffen momentan über Online-Meetings statt.

Foto: Aaron Jiang

Wien – Es herrscht ein bunter Mix bei jenen, die im Innovationszentrum Wexelerate am Wiener Donaukanal aus und ein gehen. Das geht von Start-ups über Investoren und Konzerne bis hin zu diversen Dienstleistern. Subsumiert wurde das Konstrukt meist unter dem Begriff Start-up-Hub. Von dieser Bezeichnung will man sich bei Wexelerate zum dreijährigen Bestehen trennen, am Donnerstag wurde die Neuausrichtung präsentiert.

"Wir haben die Corona-Krise genutzt, um unsere Programme zu überdenken. Dass Start-ups wie bisher den Standort für 100 Tage kostenfrei nutzen können, wird es nicht mehr geben (sogenannte Batches, Anm.). Künftig soll der Fokus stärker auf den individuellen Bedürfnissen der Corporates liegen", sagt Wexelerate-Geschäftsführer Awi Lifshitz im Gespräch mit dem STANDARD. Auch auf die Bezeichnung der Einrichtung legt er wert. Wexelerate sei ein 'Innovations-Ökosystem' und kein Start-up-Hub. Neu an Bord als Innovationsverantwortliche ist Maria Seifert-Gasteiger. Sie war zuvor Innovationsmanagerin bei der ÖBB.

Drei neue Programme

  • Wexplore: Dieses Programm soll dazu dienen, Geschäftsführern, Innovations- und Digitalisierungsmanagern Einblick in das Ökosystem geben. Es soll monatliche Reports, Trendanalysen und Webinare geben.
  • Wexecute: Potenzielle Kandidaten, die zusammen an großen Innovationsprojekten arbeiten könnten, sollen hier zusammengeführt werden. Es geht laut Lifshitz darum, Ideen von außen in Unternehmen zu bringen. Zielgruppe ist grundsätzlich dieselbe.
  • Wexeperts: Hier handelt es sich um eine moderierte Werkstatt für Innovationsverantwortliche. Ziel sei es, dass Gleichgesinnte voneinander lernen und sich austauschen.

Aufregung über Struktur

Vor allem rund um die Manager- und Gesellschafterstruktur bei Wexelerate hat es in der Vergangenheit immer wieder Aufregung gegeben. Der frühere Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer Oezkan Hassen Kirmaci war zwölf Tage nach der Eröffnung im Herbst 2017 überraschend zurückgetreten. Mit dem Ausstieg der Blue Minds Solutions rund um Christian Kern und Eveline-Steinberger Kern dürfte etwas Ruhe eingekehrt sein. Die im April 2018 vorgestellten neuen Chefinnen, Gabrielle Costigan und Claudia Witzemann, amtierten nur ein halbes Jahr bzw. etwas mehr als ein Jahr. Aktuell gehört die Gesellschaft zu 63,1 Prozent Lifshitz, der zweite Geschäftsführer Dominik Greiner ist über die Camouflage Ventures GmbH mit rund 13,5 Prozent beteiligt.

Vermietung und Einkommen

Beheimatet im Nouvel-Tower, finanziert sich das Unternehmen durch die Vermietung von Büroflächen an Start-ups und Großunternehmen. Eingemietet sind unter anderen die Smartphone-Bank N26 und die Digitalabteilung des Feuerfestkonzerns RHI Magnesita, Palfinger und Wien Energie. Die Pandemie habe sich bisher "gar nicht" auf das Vermietungsgeschäft ausgewirkt, bei den Programmen gibt es krisenbedingt "eine natürliche Vorsicht" bei den Unternehmen, meint der Chef. Die zweite Erlösquelle ist das Programmgeschäft, wo Unternehmen für ihre Teilnahme einen finanziellen Beitrag leisten. Der Innovationshub beschäftigt 15 Mitarbeiter.

Finanziell ist man Lifshitz zufolge stabil. Er ärgert sich, dass sich das Gerücht hält, dass man laufend Förderungen der Stadt Wien erhalte. "Wir haben zur Eröffnung eine staatliche Förderung bekommen, das ist alles. Seither sind wir privat finanziert." Der Umsatz beläuft sich auf rund 3,5 Millionen Euro. Im Herbst 2019 eröffnete Wexelerate einen zweiten Standort in Dornbirn. (and, 22.10.2020)