Washington – Am vergangenen Mittwoch um 0.12 Uhr MESZ absolvierte die Osiris-Rex jenes heikle Manöver, für das die Nasa-Sonde auf seine bisher über vier Jahre dauernde Mission geschickt worden war. Bei der Annäherung an den Asteroiden (101955) Bennu sollte Osiris-Rex an einer Stelle nahe des Nordpols des Asteroiden, die die Wissenschafter "Nightingale" getauft hatten, Bodenproben aufwirbeln und einsammeln. Nun hat US-Weltraumbehörde spektakuläre Aufnahmen von der Operation veröffentlicht, die zeigen, dass die Sonde mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich verwertbares Material aufgenommen hat.

Die Bilderserie zeigt, wie sich der "Rüssel" von Osiris-Rex der Oberfläche von Bennu nähert und mithilfe von Stickstoff schließlich erfolgreich Staub und bis zu zwei Zentimeter große Steinchen aufwirbelt.
Fotos: NASA/Goddard/University of Arizona

"Das Fazit aus der Analyse der Bilder ist, dass die Probenahme wirklich gut verlief", sagte der Leiter der Mission, Dante Lauretta. "Überall fliegen Partikel umher. Wir haben wirklich ein ziemliches Durcheinander auf der Oberfläche dieses Asteroiden angerichtet." Es handle sich aber um eine "Art von Durcheinander, die wir uns erhofft hatten", fügte er hinzu.

Warten auf Bilder aus dem Sondeninneren

Ein endgültiges Urteil wird in den nächsten Tagen erwartet, wenn die Bilder aus dem Inneren der Sonde ausgewertet und die Daten über die Proben übermittelt sind. Ziel war es, mindestens 60 Gramm an Gesteinspartikel mitzunehmen.

Video: Das Manöver dürfte erfolgreich gewesen sein. Wie viel Material gesammelt wurde, muss sich aber erst zeigen.
NASA Goddard

Die Mission soll unter anderem zum Verständnis der Entstehung unseres Sonnensystems beitragen. Bennu wurde aus 500.000 bekannten Asteroiden ausgewählt – wegen seiner mit rund 490 Meter Durchmesser idealen Maße und weil er durch Teleskope betrachtet von einer Sandschicht überzogen schien, welche die Probenentnahme erleichtert hätte.

Zweiter Anlauf im Jänner möglich

Ende 2018 zeigten Bilder des Asteroiden allerdings, dass er in Wirklichkeit von Felsen überzogen ist. Die NASA-Forscher suchten daher lange nach einem geeigneten Landepunkt für "Osiris-Rex". Schließlich kamen neben "Nightingale" die potenziellen Probenentnahmestellen "Kingfisher", "Osprey", und "Sandpiper" in die engere Wahl. Ein zweiter Anlauf zum Probensammeln könnte im Jänner genommen werden. Im März soll die Raumsonde dann ihre lange Rückreise zur Erde beginnen und dort im September 2023 ankommen. (red, APA, 22.10.2020)