Portimao – Die Formel-1-Saison geht am Sonntag auf dem Kurs in Portimao in ihr letztes Saison-Drittel. Von Portugal geht es noch weiter nach Imola, wo die Motorsport-Königsklasse zuletzt 2006 gefahren ist. Nach einer zweiwöchigen Pause steht Mitte November das Comeback in der Türkei an, ehe es ab Ende November zum Nahost-Dreierpack in Bahrain (2x) und Abu Dhabi kommen soll. Es wären dann 17 Saisonrennen. Acht sind notwendig, damit die Saison als WM gewertet werden kann.

Sebastian Vettel geht mit seiner Crew den Kurs ab.
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Lewis Hamilton sollte bei aktuell 69 Punkten Vorsprung also heuer noch sechs Chancen erhalten, um die ihm für seinen siebenten WM-Titel fehlenden Zähler einzufahren bzw. den 92. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere zu landen. Damit würde der derzeitige Ex-aequo-Rekordhalter am deutschen Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher vorbeiziehen. Der Fokus würde dann wohl auch schon dem 100. Rennsieg in der Motorsport-Königsklasse gelten, irgendwann 2021 könnte dann auch das soweit sein.

Gebühr als "echtes K.o.-Kriterium"

An diesem Sonntag (14.10 Uhr, live ORF 1) auf der iberischen Halbinsel hat der Mercedes-Pilot immerhin nicht den Vorteil, auf diesem Kurs schon zumindest einmal gewonnen zu haben und damit Extra-Selbstvertrauen mitzubringen. Denn die Formel 1 hat in Portimao, wo diesmal trotz Corona-Belastung täglich bis zu 27.500 Zuschauer zugelassen sind, noch nie gastiert. Bisher scheiterte ein Zwischenstopp des Formel-1-Tross' auf dem Autodromo Internacional do Algarve am Antrittsgeld.

"Als wir vor zwölf Jahren mit dieser Strecke begannen, war es immer unser erstes Ziel, die Formel 1 eines Tages auf unserer Rennstrecke willkommen zu heißen", sagte jüngst Portimaos Event- und Handelsdirektor, Miguel Praia, dem Portal "motorsport-total.com". Die Gebühr sei aber "ein echtes K.o.-Kriterium" gewesen. In Corona-Zeiten sind die Formel-1-Bosse nun aber froh, dass überhaupt gefahren werden kann, entsprechend sind die Zu- und Eingeständnisse.

Viel Arbeit für Fahrer, Ingenieure

Auf die Fahrer und Ingenieure kommt jedenfalls in und nach den insgesamt drei Freien Trainings viel Arbeit zu: Es gilt, so viel wie möglich zu fahren und anschließend die Daten auszuwerten. Die wesentlichen Fragen werden lauten: Wie verhalten sich die Reifen? Wieviel Abtrieb ist nötig, um den Wagen möglichst schnell in die Kurven fahren zu lassen? Wie wenig Abtrieb ist möglich, um das Auto für die Geraden maximal schnell zu machen?

Die Corona-Situation in Portugal ist insgesamt angespannt. Zu Wochenbeginn wurde die Marke von 100.000 bestätigten Corona-Infektionen überschritten. Die Strecke liegt etwa 20 Kilometer landeinwärts in einem wenig besiedelten Gebiet. Das ist auch ihr Vorteil. Das 2008 für 195 Millionen Euro erbaute Autodromo erfüllt zum einen alle sportlichen Kriterien, zudem bietet es ausreichend Platz – viele der Fahrer wohnen zum Beispiel während der Corona-Saison direkt an der Strecke.

So können sie sich in Portimao auch schneller mit dem Kurs vertraut machen. "Wenn man sich das Layout anschaut, fallen die Höhenunterschiede auf und einige blinde Kurven, die schwer einzuschätzen sein werden", sagt Ferrari-Pilot Sebastian Vettel vor seinem traditionellen Inspektions-Rundgang. Sein Landsmann Nico Hülkenberg steht bei Racing Point erneut als Ersatz bereit. Der kanadische Stammpilot Lance Stroll war vor knapp zwei Wochen positiv auf das Coronavirus getestet worden. (APA; 22.10.2020)