Die Schauspielerin Mercedes Echerer wohnt in Niederösterreich, hat aber eine kleine Bürowohnung in der Nähe des Wiener Gürtels. Das Zuhausesein an zwei Orten wurde ihr quasi schon in die Wiege gelegt.

"Meine Wohnung befindet sich gerade in einem Transformationsprozess. Ich habe zwei meiner Büros aufgelöst und muss nun viele, viele Ordner und Bücher in meiner eigenen Wohnung unterbringen. Das ist schwieriger, als es sich anhört, denn die Wohnung liegt im Dachgeschoß und hat viele Dachschrägen, was zwar sehr charmant ist, doch, wie wir wissen, vertragen sich Bücherregale und schräge Wandflächen nicht ganz so gut. Daher habe ich nun vorübergehend sämtliche Bilder und Kunstwerke von den Wänden abgehängt, um Ausschau zu halten nach Stauraum und Unterbringungsmöglichkeiten für neue Bücherregale.

Mercedes Echerer sucht gerade fieberhaft nach Stauraum in ihrer Dachgeschoßwohnung.
Foto: Lisi Specht

Mein Arbeitszimmer im Obergeschoß sieht gerade etwas furchtbar aus, voller Kisten und herumstehender Ordner. Von vielem werde ich mich in den kommenden Wochen und Monaten trennen müssen – was sehr okay ist, denn solche Ausmistprozesse sind eine Katharsis, eine innere und äußere Bereinigung des eigenen Lebens, in der man die eigene Vergangenheit reflektiert und Revue passieren lässt.

Es gibt Momente, die sind schmerzhaft, keine Frage, aber es gibt auch viele glückliche, befreiende Momente. Aktuell arbeite ich mich durch die letzten 30 Jahre durch. Das ist allerhand.

Gefunden habe ich die Wohnung vor sechs Jahren über eine Freundin, weil ich mich damals nach einer Wiener Bürowohnung umgeschaut habe, um nicht jeden Tag zwischen Niederösterreich und den Wiener Arbeitsterminen hin und her pendeln zu müssen. Die Wohnung liegt in der Nähe des Gürtels, ich habe eine wunderbare Aussicht übers Dächermeer. Das Zuhausesein an zwei Orten liegt mir. Meine Familie ist halb österreichisch, halb ungarisch, und ich selbst bin seit meiner Kindheit die ganze Zeit zwischen Österreich und Siebenbürgen hin und her gependelt, war also an zwei Orten gleichzeitig verwurzelt – mit dem Nebeneffekt, dass wir in Österreich eine typische Kleinfamilie waren, während ich in Rumänien unzählige Tanten, Onkels, Großtanten, Großonkels und Cousins und Cousinen hatte.

Vor sechs Jahren hat Mercedes Echerer ihre Wohnung gefunden. In puncto Einrichtung hat sie ein Faible für Holz.
Fotos: Lisi Specht

Was die Einrichtung betrifft, habe ich ein großes Faible für Holz. Meine allererste Gage als Schauspielerin habe ich mir in Form von einem alten Bauerntisch und sechs dazugehörigen Sesseln ausbezahlen lassen. Wenn man Tochter eines Flüchtlingskindes ist und viel Zeit mit Menschen aus den ehemaligen kommunistischen Ländern verbracht hat, dann lernt man unweigerlich, mit alten Dingen umzugehen und das Bestehende zu schätzen und zu reparieren, anstatt es bei erstbester Gelegenheit wegzuschmeißen. Man schleift und färbelt. Wenn man so laienhafte Pranken hat wie ich, ist es manchmal aber auch besser, Dinge aus der Hand zu geben und sie einem Profi anzuvertrauen.

Mein Lieblingselement in der gesamten Wohnung ist das Stiegengeländer, das ist meine ganz persönliche Pont Neuf, auf der ich Geschenke und Mitbringsel anbringe. Das wichtigste Möbel aber ist natürlich die französische Zapfsäule, in der ich rund 600 CDs aufbewahre. Ein absolut sinnloses Möbel, aber es passt perfekt, denn Musik ist für mich eine Tankstelle!

Das Stiegengeländer nennt Mercedes Echerer "meine ganz persönliche Pont Neuf". In der französischen Zapfsäule befinden sich rund 600 CDs. Das passt, denn "Musik ist für mich wie eine Tankstelle", sagt die Schauspielerin über sich.
Fotos: Lisi Specht

Wenn ich die Steuererklärung mache, höre ich Bach – und danach zur Belohnung am liebsten eine jazzige Caterina Valente. Ansonsten höre ich gern Latino, Chansons und World Music, vor allem aus Südost europa.

Was die Zukunft betrifft, so wünsche ich mir, dass ich meinen Humor nie verliere – und dass ich an den schönsten Orten dieser Welt Freunde habe, die mich einmal im Jahr zu sich einladen und vice versa!

Und für die Gesellschaft, in der ich lebe, wünsche ich mir, dass die Menschen einander noch besser zuhören und sich miteinander austauschen, denn wenn wir nicht miteinander reden, gibt es keinen Konsens, und dann bestimmen andere über unser Leben. Das wollen wir doch nicht." (27.10.2020)