Das simple und schnelle Lamp-Verfahren würde es erlauben, überall im Land kleine Teststationen einzurichten, ist Molekularbiologe Julius Brennecke überzeugt. Gerade für Bereiche mit benachteiligter Infrastruktur, aber auch für Entwicklungsländer wäre das eine Möglichkeit, rasch und billig Testkapazitäten zu schaffen.

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Bereits im September berichtete Gesundheitsstadtrat Peter Hacker medienwirksam von einem neuen Schnelltestverfahren, das im Zuge der Cluster-Buster-Busse in ausgewählten Schulen zum Einsatz kommen sollte. Federführend bei der Entwicklung des sogenannten Lamp-Test wurde Bioinformatiker Armin Robubi von der Klinik Donaustadt genannt. Der Test soll leicht im Handling sein, Ergebnisse binnen 35 Minuten liefern und "im Validierungsprozess annähernd gleich gute Trefferquoten wie der PCR-Test erzielen", hieß es

Einfacher, schneller, günstiger – auch bei diesem Testansatz steht also die Erhöhung von Testkapazität und Geschwindigkeit im Vordergrund. Unter Experten war der sogenannte Lamp-Test aber noch umstritten. Gernot Walder, Labormediziner und Hygieniker, gab zu bedenken, dass der Lamp-Test zwar schneller sei, was verständlicherweise erwartet wird, gleichzeitig aber auch relativ wenig erprobt und erst seit kurzer Zeit im Routineeinsatz sei, wie er im Gespräch mit dem STANDARD erklärte. Will man eine bestimmte Spezifität eines Tests haben, muss man der Reaktion aber auch Zeit geben, ist Walder überzeugt: "Hohe Spezifität und Geschwindigkeit gehen nicht Hand in Hand. Wer verlässliche Testresultate haben will, muss eine bestimmte Zeit auf das Ergebnis warten."

Verbesserte Technologie

Eine Wiener Forschungsgruppe vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖWA) sowie dem Institut für Molekulare Pathologie verlautbarte hingegen bereits im April, also lange vor der Klinik Donaustadt, an der Verbesserung des bereits etablierten Lamp-Verfahrens zu arbeiten. Das auf Basis einer 20 Jahre alten Technik zum Nukleinsäurenachweis adaptierte Verfahren wurde nun von der österreichischen Gesundheitsagentur Ages geprüft und offiziell empfohlen. Vergangenen Mittwoch gab die Ages sogar bekannt, den Test in Schulungen für Laborpersonal aus ganz Österreich anzubieten.

Bei diesem Lamp-Verfahren – Loop-mediated Isothermal Amplification, kurz Lamp genannt – kommt ein verbessertes und robusteres Verfahren zum Einsatz. Die Ergebnisse sollen binnen 35 Minuten vorliegen. Der Vorteil: Anders als beim PCR-Test läuft die Vervielfältigung des Virus-Erbguts hier einfacher und rascher ab, und es kommen alternative Enzyme für die Vervielfältigung der DNA zum Zuge. Diese arbeiten bei einer konstanten Temperatur, während die PCR-Reaktion Temperaturzyklen durchlaufen muss. Das geht zwar schneller, der Nachteil ist allerdings, dass das Virus nur mit reduzierter Genauigkeit detektiert werden kann. Ob der Lamp-Test also tatsächlich den PCR-Test ablösen kann, wurde deshalb unter Experten stark diskutiert.

Denn bisher war die Sensitivität die Achillesferse des Verfahren, zumindest verglichen mit dem PCR-Test. "Ein Missstand, der in unserem Protokoll weitgehend behoben wurde", heißt es seitens des IMP. "Wie die AGES bestätigt hat, reicht unsere Sensitivität aus, um alle infektiösen Patienten als positiv zu erkennen – was bei Antigentests absolut nicht der Fall ist", heißt es weiter. Außerdem sei dieser Test der weltweit einzige Lamp-Test, der mit "open access"-Reagenzien und mit Gurgellösung auskommt. Was bedeutet, dass statt der Entnahme eines Rachenabstrichs auch das Gurgeln für eine Minute mit einer Salzlösung ausreicht.

Forschungsstandort Wien

Die deutlich empfindlichere RT-Lamp-Methode, die unter Federführung von Julius Brennecke (IMBA) und Andrea Pauli (IMP) entwickelt wurde, wurde nun auch von der Ages zertifiziert. "Dieses simple und schnelle Verfahren erlaubt es, überall im Land kleine Teststationen einzurichten. Gerade für Bereiche mit benachteiligter Infrastruktur, aber auch für Entwicklungsländer ist dies eine Möglichkeit, rasch und billig Testkapazitäten zu schaffen", erklärt Brennecke. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle benötigten Reagenzien einfach bezogen werden können und keinem Patent unterliegen.

"Mit der Überarbeitung des Lamp-Verfahrens durch die Expertinnen und Experten am Vienna Biocenter steht auch kleinen Laboren eine absolut praxistaugliche, günstige und zielsichere Analytik bei der Detektion von Sars-CoV-2-Infektionen zur Verfügung", betonte auch Franz Allerberger, Leiter der Öffentlichen Gesundheit der Ages. Das Untersuchungsprotokoll sei bereits in der Routine der Ages-Analytik etabliert. Gemeinsam mit dem Team am Vienna Biocenter wurden bereits Vergleichsuntersuchungen zwischen RT-Lamp und der PCR-Standardanalytik durchgeführt. Erste Pilotprojekte sind bereits angelaufen. Am Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Ages und am Vienna Biocenter in Wien werden nun auch kostenfrei Einschulungen für Labormitarbeiterinnen und Labormitarbeiter angeboten. Allerberger: "Damit leistet Analytik made in Austria einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie." (Julia Palmai, 23.10.2020)