Das Haring-Projekt "Leben am langen Felde" in der Donaustadt ging kürzlich an Hamburg Trust.

Visualisierung: Architekturbüro Knötzl

Die Donaumarina Studios mit 400 Wohneinheiten, die die Signa bei der U2-Station Donaumarina errichtet, wandern nach Fertigstellung ins Immo-Portfolio der Bayerischen Versorgungskammer.

Visualisierung: SchreinerKastler

Sie heißen Hamburg Trust, Aberdeen Standard Investments, Bayerische Versorgungskammer, Vonovia oder Union Investment, und sie steigen sich in Wien gerade gegenseitig auf die Zehen: Große Investmenthäuser kaufen in der Bundeshauptstadt ein Wohnprojekt nach dem anderen, immer öfter sogar noch vor oder kurz nach dem Baubeginn. So startete etwa die UBM AG im September mit dem Bau einer Wohnanlage mit 181 Einheiten im Nordbahnviertel, Anfang Oktober gab sie den Verkauf an die Vonovia-Gruppe bekannt. Es war bereits das dritte UBM-Projekt innerhalb eines Jahres, das die deutsche Buwog-Mutter Vonovia erwarb. Im Dezember 2019 hatte sie etwa auch das UBM-Projekt in der Baranygasse 7 in der Donaustadt mit 120 Wohneinheiten erworben.

Signa baut für bayerische Pensionskassen

Der zu Signa gehörende Bauträger BAI errichtet gerade bei der U2-Station Donaumarina die Donaumarina Studios mit fünf Wohnhäusern, die zwischen acht und zehn Stockwerke haben. Schon vor Baubeginn war klar, dass die rund 400 Wohneinheiten nach der für Ende 2021 geplanten Fertigstellung im Portfolio der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) landen werden, das hatte man vertraglich vereinbart. Auch die beiden Wohntürme beim Hauptbahnhof, die die Signa gerade fertigstellt, wurden bereits an die BVK und an die Versicherungskammer Bayern (BKV) veräußert.

Sehr oft ins Geschäft mit Investoren kommt mittlerweile auch die Haring Group. Erst vor wenigen Tagen gab sie bekannt, das Projekt "Leben am langen Felde" mit 134 Wohnungen auf den Hrachowina-Gründen in Wien-Donaustadt an den Investor Hamburg Trust verkauft zu haben.

London, Berlin, Wien

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Denn der Wiener Wohnbau ist in den vergangenen Jahren zum Liebkind der internationalen Investorenhäuser geworden. Laut einer aktuellen Umfrage des deutschen Meinungsforschungsinstituts Kantar unter 400 Investoren aus Deutschland, Österreich, Großbritannien und der Schweiz ist Wien das drittbeliebteste Investitionsziel hinter London und Berlin, unter den nur deutschen Investoren belegte Wien Rang zwei hinter Berlin.

Der Wiener Markt ist stabil, es gibt steten Zuzug (der sich zuletzt allerdings abgeschwächt hat), und das Mietrecht erlaubt Vermietungen im Neubau ohne jeden Preisdeckel. Auch befristete Vermietungen gehen ohne finanzielle Einbußen, und wenn man immer nur für drei oder fünf Jahre vermietet, lassen sich die Mieten regelmäßig an das Marktniveau anpassen.

Viele freifinanzierte Mietwohnungen

Dazu kommt eine "verlässlich hohe Qualität des Bauens", das betont Oliver Priggemeyer, Geschäftsführer des bereits erwähnten Investors Hamburg Trust. Das Unternehmen ist noch relativ neu in Österreich, hat aber seit heuer auch einen Österreich-Fonds namens Domiciliuminvest 15 Austria am Start. Das erwähnte Haring-Projekt ist das dritte, das für den Fonds angekauft wurde. Priggemeyer erwähnt im Gespräch mit dem STANDARD aber auch die hierzulande geringeren Baukosten bei ebenso geringeren Mieten als wichtigen Faktor. "Wien ist bei den Mieten im Vergleich mit den deutschen Top-Sieben-Städten deutlich günstiger."

Die Investorenprojekte mit Nettomieten von mindestens zwölf bis 14 Euro treiben aber auch in Wien den Markt nach oben, weil sie mengenmäßig ein wesentlicher Faktor sind: Vom heurigen (Rekord-)Fertigstellungsvolumen von rund 19.000 Wohneinheiten kommen 65 Prozent als Mietwohnungen auf den Markt, davon wiederum rund die Hälfte freifinanziert. Der geförderte Wohnbau geriet ins Hintertreffen.

"Für viele Entwickler ist der Verkauf von Gesamtobjekten an Institutionelle attraktiver als der Einzelabverkauf als Eigentumswohnung", heißt es im jüngsten Marktbericht des Maklers EHL. Und bei den restlichen 35 Prozent an Eigentum ist auch ein erklecklicher Anteil an Vorsorgewohnungen dabei. Wer also derzeit als Selbstnutzer eine Eigentumswohnung sucht, hat es schwer. Und es scheint, als würde das noch eine Zeitlang so bleiben. (Martin Putschögl, 24.10.2020)