Omar Khir Alanam, "Sisi, Sex und Semmelknödel. Ein Araber ergründet die österreichische Seele". 22,– Euro / 288 Seiten. Edition a, Wien 2020

Cover: edition a

Sein erstes Buch nannte er einfach Danke! Wie Österreich meine Heimat wurde. Auch dieses dritte Buch ist eine Art Liebeserklärung an Österreich, und zwar des Syrers Omar Khir Alanam, der 2015 nach Österreich kam und dem seine steirische Frau mittlerweile bescheinigt, bald "ein gelernter Österreicher" zu sein, mit "Promibonus".

Alanam ist offensichtlich perfekt integriert, ohne seine arabische Identität aufgegeben zu haben. Was mit dieser – und der österreichischen – Identität gemeint sein kann, umkreist er in mehreren Kapiteln.

Sie befassen sich auf unterhaltsame, immer wieder lustige und auch spannende Art mit völlig unterschiedlichen Themen, vom Essen und der Bürokratie über syrisches Scheidungsrecht bis zu Sprachproblemen, der Mindestsicherung und dem Schmäh.

All das wird mit leichter Hand erzählt, und immer wieder schimmert ein sympathischer Autor mit Sinn für Humor durch. Voller Selbstironie gibt es – wie wir es von Arabern erwarten – immer wieder Abschweifungen und (angeblich) arabische Sprichwörter, wie zum Beispiel "Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen".

Aber vielleicht stammt das Sprichwort auch von Mark Twain oder Oscar Wilde? Manche Episoden sind berührend, etwa wenn Alanam von der Geburt seines Sohnes erzählt. Als Vater ist er bei dieser Geburt dabei – etwas Undenkbares in der viel traditionelleren syrischen Gesellschaft. Manchmal schimmert das Grauen durch, wenn der Autor die syrische Polizei oder die Folterknechte des Assad-Regimes erwähnt.

Die österreichische Seele

Wie sieht nun die österreichische Seele aus? Hier bietet Alanam eine Fülle an Anekdoten, die eine Annäherung an diese "Seele" bieten. Der Autor schildert – wie immer unterhaltsam und lustig – die teilweise absurde Tierliebe von Herrn und Frau Österreicher, ihren Umgang mit Zeit oder anderen Familienmitgliedern, den Biowahn oder die ausufernde Bürokratie speziell im Umgang mit Migranten und Migrantinnen.

Das Buch ist ein Stück gelebter Humanismus. Zur Erinnerung: jene Einstellung und Haltung, die uns zu Menschen macht und mit anderen Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Es ist außerdem Pflichtlektüre für alle, die sich an das Motto "Daham statt Islam" halten oder staunen wollen, wie ein "Ausländer" innerhalb von nur fünf Jahren so gut Deutsch lernt, dass er bei Poetry-Slams teilnehmen und mit der Sprache "spielen" kann – wie auch in diesem Buch.

Vom Islam ist übrigens im Buch wenig die Rede. Nur einmal erwähnt Alanam, dass viele Araber und Türken mit den Taufschein-Christen in Europa verglichen werden können. "Da ist kein allzu großer Unterschied." In Europa gebe es zusätzlich noch eine Ersatzgottheit namens Konsumrausch.

Abschließend würde ich sagen (unser Autor liebt den österreichischen Konjunktiv!): Lieber Herr Alanam, danke, dass Sie nicht Soldat in Syrien geworden sind, um auf die eigenen Landsleute zu schießen, sondern zu uns kamen und unser Land so bereichern. (Georg Cavallar, 24.10.2020)